: USA: Bonns Angebot ist zu „vage“
■ USA: Handfeste Ergebnisse in Wien vor möglichen Kurzstrecken-Verhandlungen /Bonn: bald eine Einigung
Washington /Bonn (ap/dpa/wps/taz) - Verteidigungsminister Stoltenberg traf gestern nachmittag mit Kanzler Kohl und Außenminister Genscher in Bonn zusammen, um die Ergebnisse seiner Verhandlungen mit Washington zu beraten. Nach zweistündigen Beratungen gab Regierungssprecher Klein dann die Ausarbeitung neuer deutscher Vorschläge bekannt. Bonn rechnet mit einer Einigung in der Frage der atomaren Kurzstreckenraketen bis zum nächsten Wochenende.
Stoltenberg hatte Donnerstag und Freitag versucht, der Bush -Administration die Haltung Bonns zu Kurzstreckenraketen und konventionellen Abrüstungsverhandlungen mit einem Kompromißpapier schmackhaft zu machen. Trotz „guter Diskussionen“ besteht Washington offenbar auf weiterem Entgegenkommen. Zwar wird auf US-Seite „prinzipiell“ Bereitschaft signalisiert, mit der Sowjetunion über den Abbau atomarer Kurzstreckenraketen zu verhandeln. Der deutsche Vorschlag sei allerdings „zu vage“ und wolle „zu früh“ Verhandlungen, sagte Außenminister Baker am Wochenende. Kurzstrecken-Verhandlungen sollten erst dann beginnen, wenn bei den Wiener Gesprächen über die konventionellen Streitkräfte Abkommen vereinbart und tatsächlich erste Verringerungen von Soldaten oder Material realisiert worden sei. Vor 1994 ist damit laut US -Regierungsbeamten nicht zu rechnen.
Rückendeckung holten sich die Amerikaner beim französischen Staatschef Mitterrand, der am Samstag mit Präsident Bush in dessen Wochenendsitz in Maine zusammentraf. Beide Seiten seien sich einig, daß Kurzstreckenverhandlungen keinesfalls zu einer dritten Nullösung führen dürften. Das müsse den Deutschen mit aller Deutlichkeit klar sein. Mitterrand hält den Zeitpunkt für verfrüht, über die Raketen zu verhandeln. Er unterstützte Washington dahingehend, „bis 1992 mit einer Entscheidung über eine Lance-„Modernisierung“ zu warten, aber weiter daran zu forschen und zu entwickeln.
Außenminister Genscher sagte in einem vorab veröffentlichten Interview mit der 'Welt am Sonntag‘, er rechne mit baldigen Fortschritten bei den Wiener Verhandlungen. Genscher ist überzeugt, „daß es in relativ kurzer Zeit zu ersten konkreten Absprachen“ kommen könne. Dies sei jedoch „nicht in Monaten zu messen“.
AS
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