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Wissenschaft und Technik: Atomtests und Fischvergiftungen

Auf den südpazifischen Inseln erkranken seit den fünfziger Jahren immer mehr Menschen an Fischvergiftung. Australische Wissenschaftler sind jetzt zu dem Schluß gekommen, daß Atombombentests und die seit dem Zweiten Weltkrieg errichteten Militärhäfen dafür verantwortlich sind. Die empfindliche Ökologie der Korallenriffe, aus denen die Südseeatolle bestehen, gerät durch die Bombenexplosionen und den schweren Schiffsverkehr aus dem Gleichgewicht. Dadurch entsteht eine ökologische Nische, in der sich Gambierdiscus toxicus, eine mikroskopisch kleine, giftige Alge wohlfühlt. Gambierdiscus wird von Fischen gefressen. Mit den Fischen landet ihr Gift auf dem Tisch der Südseeinsulaner. Die Menschen erkranken an Erbrechen und Durchfall, leiden an Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen und sind in einzelnen Fällen an den Folgen der Vergiftung gestorben. Früher war diese Art der Fischvergiftung in der Südsee fast unbekannt. Erst als Engländer, Franzosen und Amerikaner in den fünfziger Jahren begannen, Atombomben zu testen, trat die Krankheit vermehrt auf. Über 250 Atombomben sind seither in der Luft, unter Wasser und unterirdisch in der Südsee explodiert. Die Engländer und Amerikaner stellten die Tests 1958 bzw. 1962 ein. Im französischen Polynesien, wo die Franzosen bis heute unterirdisch weitertesten, erhöhte sich die Zahl der Fischvergiftungen zwischen 1960 und 1984 auf das Zehnfache. Auf der Insel Hao war die Krankheit bis 1965 unbekannt. Dann errichteten die Franzosen dort einen Flottenstützpunkt, um Atombomben auf dem benachbarten Mururoa Atoll zu testen. 1966 traten die ersten Vergiftungsfälle auf, und bis 1968 war fast die Hälfte der 650 Einwohner von Hao erkrankt. Unter natürlichen Bedingungen kann sich Gambierdiscus nur sprunghaft vermehren, wenn schwere Stürme oder Erdbeben die Ökologie der Ozeane aus dem Gleichgewicht bringen und der Alge damit ideale Lebensbedingungen schaffen.

Lancet

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