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Hauptsache, der Rubel rollt

■ Warum Reinhard Metz Fraktions-Vize werden und Stadtwerkevorstand hoch hinaus will

Wenn Politiker entweder der Öffentlichkeit oder der eigenen Partei nicht mehr zuzumuten sind, stellt sich regelmäßig die Frage: Weg muß er, aber wohin. Dann ist es ganz besonders wichtig, daß der Betreffende in der richtigen Partei ist. Dann findet sich allemal ein gut dotiertes Pöstchen in öffentlichen Anstalten. So mancher Stadtwerkedirektor, Lottopräsident oder Flughafenchef könnte ein fröhlich Liedchen darüber singen.

Was aber tut eine Partei wie die Bremer CDU. Völlig abgekoppelt von allen Institutionen, die in Bremen etwas zu sagen haben, steht sie völlig auf einem luftlosen Schlauch. Die Kandidaten für die Europawahl sind bestimmt, was Richtiges gelernt hat Journalist Metz auch nicht, und so stellt sich die ausweglose Frage: Wohin mit Reinhard Metz. Ein netter Mann, angenehm im persönlichen Umgang, nur ein bißchen faul. So einem kann man doch nicht zumuten, einfach nur einfacher Abgeordneter zu sein. Wohl wissend um die mitmenschlichen Regungen seiner Fraktion hat Metz einen Ausweg angeboten. Er will jetzt Stellvertreter seines Ex -Stellvertreters Peter Kudella werden. Und was sagt die Fraktion dazu?

Nichts. Jedenfalls nicht öffentlich. Nur ein Fraktionsmitglied, das verständlicherweise in diesem Zusammenhang nicht genannt werden will, redet Tacheles: „Das ist ein echter Skandal. Denn da gibt es Leute in der Fraktion, die enorm schuften, und genau das hat er nicht getan. Und man kann doch nicht jemanden, den man wegen Nichts-Tun als Fraktionschef ablöst, auf einen Posten setzen, der mit 12.000 Mark besoldet ist.“

Kann man nicht? Kann man doch. Denn Gegenkandidaturen gibt es nicht, sind auch nicht zu erwarten. Und so ist CDU -Pressesprecherin Wiechmann schon bestens für die Wahlen vorbereitet. Die Stimzettel mit den Namen sind fertig. Nur das Ergebnis muß noch eingetragen werden.

96.000 Mark mehr hat Metz auf dem Konto, wenn er Fraktionsvize wird, statt einfacher Abgeordneter zu werden. 80.000 Mark plus wird Stadtwerke-Vorstand Günter Czichon demnächst jährlich machen. Der Ex-Senator, bislang gleichberechtigtes Mitglied im Stadtwerke-Vorstand, will sich zum Vorstandssprecher beförden lassen. Seine 220.000 Mark Jahresgehalt reichen halt nicht aus. Der Aufsichtsrat (Vorsitzender Wedemeier) wird sich am 23. Juni mit dem Thema befassen.

In diesem Zusammenhang gebührt die goldenene Zitrone für das wahre Wort der Woche Wedemeiers Sprachrohr Reinhold Ostendorf. Der weiß zwar auch nicht, was der Bürgermeister von der Czichon-Beförderung hält, aber: „Gehen Sie mal bei Czichon davon aus, daß er das schon abgeklärt hat.“

Rosi Roland

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