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Angriffe der FMLN in San Salvador

Guerilla greift Militärkaserne und Polizeistation in der Hauptstadt an / Armeesprecher meldet Tote und Verletzte / Arena blockiert freies Geleit für 109 verwundete Guerilleros  ■  Aus San Salvador Ralf Leonhard

Mit Schlägen gegen vier militärische Ziele in der Hauptstadt San Salvador versuchte die Guerilla am Donnerstag erneut, ihre Stärke unter Beweis zu stellen. Sechs Tage bevor Alfredo Cristiani die Macht übernimmt, richtete die FMLN Angriffe unter anderem gegen das Hauptquartier der 1. Infanteriebrigade in San Salvador und eine Polizeistation im Norden der Hauptstadt. Einrichtungen der wichtigsten Kaserne von San Salvador wurden aus drei Richtungen mit Granatwerfern und leichter Artillerie beschossen. Nach Angaben des zuständigen Kommandanten, Oberst Zepeda, sollen sechs Guerilleros getötet worden sein. Fünf Polizisten, ein Soldat und drei zivile Armeebedienstete seien verletzt worden. Der noch amtierende Präsident Duarte hat 109 kriegsversehrten Guerilleros freies Geleit zur medizinischen Behandlung im Ausland zugesagt. Das von der rechtsextremen Arena kontrollierte Parlament blockiert aber seit Tagen die Ausreise der Verletzten. Am Donnerstag ließ das FMLN -Oberkommando dem scheidenden Präsidenten über Erzbischof Rivera y Damas ein Angebot für Waffenruhe zukommen. Die Guerilla will am Tage der Abwicklung und einen Tag davor auf militärische Aktionen verzichten, um die Evakuierung der Schwerverletzten vor dem Monatsende zu ermöglichen. Indirekt stellt sie damit auch den Beginn der ab 31. Mai landesweit geplanten totalen Verkehrsblockade zur Debatte.

Die Regierung, als Unterzeichnerin der Genfer Abkommen, ist verpflichtet, die Ausreise der verletzten Kriegsgegner zu gestatten. Allerdings konnte die FMLN dieses Recht erstmals im Jahre 1985 mit der Entführung von Duartes Tochter Ines Guadalupe durchsetzen. Auch damals wurden über 100 Kriegsversehrte mit Hilfe des Roten Kreuzes und der Katholischen Kirche ausgeflogen. Julio Adolfo Rey Prendes, ein ehemaliger Minister Duartes, der letztes Jahr aus der Partei verstoßen wurde und sich jetzt den künftigen Machthabern als Berater angedient hat, hält die unversöhnliche Position von Arena für einen politischen Fehler. Aber Oberst Ochoa, einer der Hardliner in der Arena -Parlamentsfraktion, fürchtet, daß die Truppenmoral darunter leiden könnte, wenn die verletzten Kriegsgegner abziehen dürfen. „Die Truppenmoral muß wohl ziemlich niedrig sein, wenn freies Geleit für die Versehrten offene Demoralisierung auslösen würde“, kommentiert das an der Jesuitenuniversität herausgegebene Blatt 'Proceso‘.

Etwa Tausend Bauern haben sich an einer Demonstration gegen die Regierung beteiligt und die Auszahlung der Regierungskredite für die diesjährige Aussaat sowie die Freilassung eines vermutlich von der Armee festgenommenen Mitglieds einer landwirtschaftlichen Kooperative gefordert.

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