: Schwuler Alp auf Gran Canaria
■ Guardia Civil sperrte zwei Bremer Urlauber in fäkalientriefende Zellen
Ferienziel Kanarische Inseln: Während sich die heterosexuelle Alternativ-TouristIn bevorzugt in Gomera und La Palma sonnt, fliegt der schwule Ferien-Jetter tausendfach Gran Canaria an. Hier erwarten ihn insbesondere: schwule Bars und Straßencafes, schwule Restaurants und Discotheken. Auch zwei Bremer Männer, beide schwul und um die dreißig, hatten sich vom 8. bis 22. Mai zwei sonnige Wochen auf Gran Canaria gönnen wollen. Doch sie wurden Opfer einer massenhaften Schwulenhatz. Ein 20stündiger Gefängnisaufenthalt verleidete ihnen die Gran Canaria Ferien gründlich. Alpträume verfolgen sie bis heute. Gestern berichteten die beiden Bremer im „Rat & Tat„-Zentrum für Homosexuelle von ihren Reise-Schrecken. Sie baten darum, ihre Namen anonym zu halten. Falls ihr Schwulsein bekannt würde, müßten sie mit Repressalien ihrer Arbeitgeber rechnen. Soweit zur
Unterdrückung Schwuler in der Bundesrepublik.
Das Erlebnis in Spanien war von einer weit brutaleren Qualität. In der Nacht vom 16. auf den 17. Mai hielten sich die beiden im „Jumbo“ auf. Einem Einkaufszentrum mit diversen schwulen Bars und Diskotheken. Gegen 2.30 Uhr veranstaltete die Guardia Civil dort eine Razzia, wie sie das schwule Gran Canaria bis dato nicht erlebt hatte. Die Guardia Civil, die paramilitärische Polizei aus der Zeit der Franco-Diktatur, holte teilweise gewaltsam rund 150 Personen aus den Bars und Discos. Die 150 Männer wurden zum Kommissariat der Guardia Civil abtransportiert. Nach drei Stunden kamen diejenigen frei, die einen Reisepaß oder die spanische Nationalität vorweisen konnten. Die anderen Gefangenen mußten Leibesvisitation über sich ergehen lassen: „Wir mußten uns unter dem Gelächter der anwesenden Polizisten nackt aus
ziehen und wurden zu Kniebeugen genötigt“.
Die 120 Gefangenen wurden anschließend im Keller des Kommissariats zusammengepfercht - in zwei Zellen. Pissoir, Waschbecken und Stehtoiletten waren randvoll mit Urin und Kot. Das Wasser, das im Toilettenbecken ständig nachlief, bewirkte, daß Fäkalien in den Gang und die angrenzenden Zellen floß. „Viele Gefangenen waren gezwungen, in diesem Fäkaliensud zu stehen, später infolge Übermüdung sogar zu liegen“, berichten die beiden Bremer.
Schließlich traf der deutsche Konsul ein. Er teilte den Gefangenen mit, die Guardia Civil habe das Recht, sie sogar bis zu 72 Stunden festzuhalten, wenn sie keine Pässe bei sich hätten. Per Streifenwagen wurden je fünf Gefangene in ihre Hotels verbracht, wo sie ihre Pässe holen durften, um dann wieder bis auf weiteres in dem stinkenden Polizeikeller
zu verschwinden. Gegen 20 Uhr schließlich konnten die ersten Touristen samt ihrem Paß das Kommissariat verlassen. Kurz nach 21 Uhr kamen auch die beiden Bremer frei. Eine spanische Transexuelle, die über Stunden gedemütigt worden war, wurde erst nach 70 Stunden freigelassen.
Einige Tage nach den Vorfällen gaben sich drei der schlagkräftigen Guardia Civil-Polizisten in einem der stadtbekannten Cafes als Schwule zu erkennen. „Daß sieht man häufig, daß die größten Schwulenhasser selber schwul sind“, erklären die beiden Bremer die Psychologie der franquistischen Beamten. Das sei bei der Bremer Sittenpolizei schließlich auch nicht anders. Der Polizeipräsident in Gran Canaria trat mittlerweile zurück. Doch den Grund, warum sie verhaftet wurden, wissen die beiden Bremer bis heute nicht.
B.D.
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