: Worte als Waffen
■ Zum Anschlag auf einen 'Tagesspiegel'-Journalisten
Ohne Frage ist das Wort eine wirkungsvolle Waffe und der Journalist des 'Tagesspiegel‘, dessen Auto jetzt Zielscheibe eines Brandanschlages wurde, hat sie - in seinem Sinne trefflich gebraucht. Dafür wurde er von selbsternannten Richtern bestraft. Daß die „Autonomen ArbeiterInnen“ dabei im Sinne der hungerstreikenden Gefangenen gehandelt haben wollen, macht die Sache nur schlimmer. Denn gerade die haben in den letzten Monaten versucht, den Dialog auch mit Leuten zu führen, die weiter weg stehen. Sie haben die scharfe Grenze, hinter der alles für feindlich erklärt wird, überschritten und hatten damit gesellschaftlichen Erfolg. Eva Haule hat in ihrer Erklärung vom 20.5. geschrieben: „Für mich war es so, daß mir vieles, was von antifaschistischen, christlichen, studentischen Gruppen kam, näher war als das meiste aus dem radikalen Widerstand“, und weiter unten: „Ich will die Diskussion mit allen.“ Das kann auch von ihr nicht verlangt werden. Diejenigen, die draußen sind, haben kein Recht, den gesellschaftlichen Dialog abzubrechen. Denn mit der Einschüchterung und Bedrohung eines Journalisten beenden sie nicht nur die Auseinandersetzung mit ihm, sondern auch mit einem Teil der Öffentlichkeit, die sie erreichen wollen. Was zündete, war allein der Brandsatz. Die Worte, die die Aktion - soll sie ein Signal sein - vermitteln sollen, bleiben nur leere Hülsen. Wenn die „Autonomen ArbeiterInnen“ das Wort als Waffe verstehen, sollten sie wieder lernen, damit genauso treffsicher wie mit Brandsätzen umzugehen.
Brigitte Fehrle
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