Schweigemarsch gegen Massenmord

■ 2.000 BremerInnen demonstrierten gegen Massaker Peking / Stadtepartnerschaft mit Dalian ruht

Eine leise Demonstration war das, gestern nachmittag in der Bremer Innenstadt. Immerhin 2.000 BremerInnen waren gekommen, um ihren Protest gegen die Massenmorde in Peking zu zeigen. Ganz vorne etwa 30 Chinesen, die an der Bremer Universität studieren: „Nieder mit der Diktatur. Stoppt Massenmord,“ riefen sie. Aus dem Lautsprecherwagen informierte die De

monstrationsleitung die Passanten über den Anlaß der Demonstration: „Wir protestieren gegen das barbarische Vorgehen der chinesischen Regierung in Peking.“ Die große Mehrheit der Demonstranten aber gedachte schweigend.

Außergewöhnlich wenige Transparente wurden auf dieser Demonstration mitgeführt. Mit roten Fahnen gar trauten sich am

gestrigen Nachmittag nur noch DKP und SDAJ auf die Straße. Und auf den Transparenten gingen die Parolen kreuz und quer durcheinander. „Nieder mit dem Kommunismus“, hatten Chinesen gemalt. „Schluß mit dem Staatsterror. Für Kommunismus“, titelten andere. Flugblätterr wurden sowohl von der Bremer DKP, wie auch von dem RCDS verteilt. Während letzere

glaubten, Parallelen zum 17. Juni ausmachen zu können, schrieb die DKP: „Die DKP in Bremen ist der Auffassung, daß in krisenhaften Situationen, wie sie in Phasen des Umbruchs auch in sozialistischen Ländern unvermeidlich sind, friedlichen Aktionen nicht mit den Mitteln der politischen Gewalt begegnet werden darf.“

„Die Freiheit in der Wirtschaft verlangt auch politische Freiheit“, meinte auf der Kundgebung der Sinologe Urs Widmer. Darauf sei die alte chinesische Führung nicht vorbereitet gewesen. „Schließen wir uns dem Protest der chinesichen Bevölkerung an“, forderte er die BremerInnen an. Wie unfaßbar das Blutbad für die chinesischen Studenten bleibt, zeigte die Rede eines von ihnen: „Ich finde kein passendes Wort, für dieses Massaker.“

Der grüne Bürgerschaftsab geordnete Martin Thomas verlas einen Resolutionsentwurf, auf den sich gestern nachmittag alle vier Bürgerschaftsfraktionen verständigt hatten. Darin verurteilt die Bürgerschaft den Akt der Barbarei, der „von Teilen der politischen Führung zu verantworten ist.“ Die Beziehung zwischen Bremen und der chinesischen Partnerstadt Dalian könne nur in einem Klima der weltweiten Achtung und Repektierung der Menschenrechte gedeihen.

Bürgermeister Wedemeier hat derweil bereits Konsequenzen aus den „Gewaltmaßnahmen in China“ gezogen. „Bremen kann seine partnerschaftlichen Kontakte mit Dalian zur Zeit nicht wahrnehmen. Deshalb werden zur Zeit keine Besuche stattfinden.“

hbk