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Kirchentag-News

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Die Wahrheit über die Finanzierung der kirchlichen Sozialarbeit enthüllte Frank Schütte vom Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten gestern der taz. Nach dessen Recherchen bezahlt der Staat zu 85% die Sozialarbeiter der evangelischen Kirche. Schütte führte weiter aus, wie die Kosten des Kirchentags verteilt sind: den Bärenanteil in Höhe von 26 Mio. Mark trägt der Berliner Senat, 600.000 Mark steuert der Bund bei und nur zwei Mio Mark, die größtenteils aus Sammlungen und Kollekten stammen sollen, kommen von der evangelischen Kirche. Alle Veranstaltungsorte stehen der Kirche kostenlos zur Verfügung. „Nach den neuesten statistischen Angaben ist rund ein Viertel der Berliner Bevölkerung konfessionslos und zahlt trotzdem für die Kirche“, ärgert sich Schütte.

Eine „andere Art von Kirche“ zu erleben, ist einer der zahlreichen Motive, an der Großveranstaltung teilzu nehmen. In einer der Veranstaltungshallen wird nach den persönlichen Gründen für den Besuch des Kirchentags gefragt. Dort ist an einer Wand zu lesen: „1 x pro Woche Kirche ernst, langweilig, spießig“. Das 'Berliner Sonntagsblatt‘ zitiert dagegen aus der 'Spiegel'-Ausgabe dieser Woche: „Von den jungen Kirchentagsteilnehmern komme 'sicher mancher, weil es für den Kirchentag schulfrei gibt und weil man dann fern der Heimat so schön mit der Freundin schmusen kann'“.

Pfiffe aus dem Publikum erntete gestern Familienministerin Ursula Lehr, als sie sich dafür aussprach, den Frauen in der BRD eine Verbindung von Beruf und Mutterrolle zu ermöglichen. Sie forderte die christlichen Gemeinden dazu auf, alleinerziehenden Müttern zu helfen.

Viele KirchentagsbesucherInnen nutzen die Gelegenheit auch für einen Abstecher in den Ostteil der Stadt. Am Bahnhof Friedrichstraße gibt es Wartezeiten und Schlangen am Übergang, in der Wechselstube und am Taxistopp. Manch ungeübte Ost-Berlin-BesucherIn hat Schwierigkeiten, das S -Bahn-Ticket am Lochautomaten zu entwerten. Etwa 550 DDR -BürgerInnen dürfen mit staatlicher Genehmigung in den Westteil reisen, um am Kirchentag teilzunehmen. Die Zahl der Gäste unterhalb des Rentenalters ist recht bescheiden.

Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) hat sich für eine stärkere Anerkennung älterer ArbeitnehmerInnen ausgesprochen. „Es ist allerhöchste Zeit, daß wir mit dem Fetisch des Jungseins aufhören“, sagte sie. Auch das Alter nach 45 sei eine „hochproduktive Zeit“, erklärte sie in der Arbeitsgruppe „Lebenslauf - Tageslauf. Keine Zeit zum Leben?“ vor über 6.000 ZuhörerInnen.

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