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Neue alte Heimat

■ Der Krempelmarkt wird an seine alte Stelle zurückgesiedelt / Der Senat verhandelt mit einem privaten Betreiber / Zukünftig müssen die Händler Gebühren zahlen

Der Polenmarkt, der sich zwischen Philharmonie und Matthäikirche angesiedelt hat, zieht demnächst um. Besser gesagt, er zieht wieder zurück. Der Senat beschloß in seiner gestrigen Sitzung, den Krempelmarkt an den Ort zurückzusiedeln, wo er ursprünglich entstanden war: neben dem Flohmarkt am Reichpietschufer, zwischen Köthener- und Linkstraße.

Die Entscheidung kam nach wochenlanger Suche nach einem geeigneten Gelände zustande. Alle Bezirke hatten sich geweigert, den Polenmarkt zu beherbergen. Unter anderem war über das Gelände am Anhalter Bahnhof in Kreuzberg nachgedacht worden.

Noch unter dem CDU/FDP-Senat hatte man die polnischen Touristen, die damals noch nur am Wochenende ihre Habseligkeiten verkauften, von dem Platz vertrieben. Für einige tausend Mark war der Platz geräumt und eingezäunt worden. Die Initiative ging unter anderem vom Bezirk Tiergarten, dem Eigentümer des Geländes, aus. Der hatte sich gegen den Polenmarkt an dieser Stelle ausgesprochen. Das neue alte Gelände ist 16.000 Quadratmeter groß und bietet Platz für 5.000 Personen. Der Markt soll zukünftig organisiert abgehalten worden. Derzeit verhandelt der Senat mit einem möglichen privaten Betreiber. Um wen es sich handelt, wollte Senatssprecher Kolhoff gestern noch nicht mitteilen, „um die Verhandlungen nicht zu stören“.

Mit dem Umzug, der in ein bis zwei Wochen bevorsteht, soll auch die Anarchie auf dem Platz beendet werden. Klare Regeln besagen dann, wer was verkaufen darf. Den Großhandel mit Waren z.B. soll auf alle Fälle nicht geduldet werden. Wer sich mit jungen Hunden, Katzen und Vögeln eindecken will, wird zukünftig auf dem Polenmarkt nicht mehr fündig werden. Auch den verpaßten Wochenendeinkauf im Supermarkt kann man bei den polnischen Anbietern nicht nachholen. Der Verkauf von Lebens- und Genußmitteln wird verboten.

Der zukünftige Betreiber des Marktes soll von den Händlern Gebühren erheben dürfen. Er wird auch für die Sauberkeit des Platzes und die hygienischen Zustände verantwortlich sein. Auf dem neuen Gelände sollen außerdem nur polnische Touristen ihre Waren verkaufen dürfen. Für Angehörige anderer Nationalitäten ist dort kein Platz. Der Senat kündigte gestern an, den privaten Handel polnischer Touristen außerhalb dieses neuen Platzes streng zu unterbinden.

bf

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