: Rafsanjani betet Moskau bietet an
■ Iranisch-sowjetische Absichtserklärung / Moskau liefert Waffen, Teheran die Mullahs / Öffnung nach Chomeinis Tod via Osten
Moskau (dpa) - Nach der Munition die Religion: Einen Tag, nachdem am Donnerstag die sowjetische Regierung dem iranischen Parlamentspräsidenten Ali Akbar Haschemi Rafsanjani Waffen und Rüstungstechnologie angeboten hat, ist dieser gestern gemeinsam mit schiitischen Glaubensbrüdern in die kaukasische Sowjetrepublik Aserbaidschan gereist, um am traditionellen islamischen Freitagsgebet teilzunehmen, vielleicht auch zu predigen. Rafsandschi war nach Abschluß seiner Gespräche mit dem sowjetischen Staats- und Parteichef Gorbatschow am Donnerstag zunächst nach Leningrad geflogen. Die Bewohner Aserbaidschans sind mehrheitlich schiitische Moslems und orientieren sich in religiösen und kulturellen Fragen traditionell am benachbarten Iran. In Iran leben rund zehn Millionen Aserbaidschaner. Im vergangenen Jahr kam es in der UdSSR zu blutigen Zusammenstössen zwischen Aserbaidschanern und christlichen Armeniern. In der UdSSR gibt es insgesamt zwischen 40 und 50 Millionen Moslems.
Am Donnerstag hatten Rafsanjani und Gorbatschow in einer gemeinsamen politischen Erklärung Reisen und Kontakte zwischen religiösen Würdenträgern vereinbart. Demnach können künftig iranische Mullahs in die UdSSR reisen. In den zentralasiatischen Sowjetrepubliken sollen nach den Worten sowjetischer Experten mehrere pro-iranische, islamische Gruppen tätig sein. Hinter den jüngsten Unruhen in Usbekistan, die rund 100 Tote forderten, standen nach sowjetischen Angaben auch Moslem-Fundamentalisten.
Die Sowjetunion hat Iran außerdem die Lieferung von Militärgütern angeboten: „Die sowjetische Seite ist zur Zusammenarbeit mit der iranischen Seite bei der Stärkung ihrer Verteidigungskapazität bereit“, hieß es in der gemeinsamen Erklärung. Rafsandschani hatte am Vortag auf einer Pressekonferenz erklärt, sein Land habe „manchmal technologische Anforderungen, die wir gerne aus verschiedenen Quellen decken würden“. Kommentar auf Seite8
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