piwik no script img

Die afrikanische Frau

(„Die andere Hälfte - Frauen dieser Welt“ - 21.45 Uhr, ARD)

Auf einem Kontinent, der zunehmend mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten und sozialen Problemen kämpft, sind sie noch die stärksten: Frauen stellen 60 Prozent aller Arbeitskräfte, verdienen aber nur zehn Prozent des Volkseinkommens. Andererseits verfügen sie traditionell bei getrennten Kassen - über ihr Einkommen selbst. Vor allem in Westafrika erfreuen sie sich deshalb einer gewissen Unabhängigkeit. Die Tradition verpflichtet die meisten erwerbstätigen Frauen allerdings auch zur Doppelbelastung zur Sorge für Haushalt und Kinder. Ein 18-Stunden-Tag ist nichts Ungewöhnliches.

Der Afrika-Korrespondent der ARD Luc Leysen hat sich exemplarisch in Ghana umgesehen. Im Mittelpunkt seiner Reportage stehen zwei Frauen und deren Familien. Da ist zunächst Faustina, eine sogenannte „Kenkey-Frau“. Kenkey heißt das landesübliche Grundnahrungsmittel, eine Art Knödel aus Maisbrei. Morgens ab drei Uhr fertigt Faustina mit ihrer kleinen Tochter Amelli diese Knödel in Heimarbeit. Anschließend muß Amelli sie „an den Mann bringen“. Faustina ist bäuerlicher Herkunft, aber mit ihrer geschäftlichen Initiative an der Schwelle zur Kleinst-Unternehmerin. Gate Ohene lebt in Accra: Sie hat es geschafft, als erfolgreiche Textilfabrikantin und ehrenamtliche „Queen-Mother“ in ihrem Heimatdorf Ahropong - eine Art weiblicher „Chief“ zu sein.

Gate Ohene managet neben ihrer Familie und dem eigenen Industriebetrieb auch noch die ghanische Postverwaltung als Vorstandsvorsitzende. Neben diesen beiden ausgewählten Fallstudien spielt in Luc Leysens Bericht eine Kooperative junger Frauen eine Rolle, die sich zur Selbsthilfe zusammengeschlossen haben.

Eine Reportage über afrikanische Frauen kann nur eine Hommage sein - eine Huldigung - sagt Luc Leysen: Sie zeigt, wie es ihnen in einem deprimierenden Umfeld gelingt, zwischen Tradition und importierter Kultur, zwischen Armut und Unterdrückung, zwischen Machos und Babies Mut, Unternehmersinn, Gelassenheit, Würde und Charme zu bewahren.

taz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen