: Brief aus dem zypriotischen Knast
Ute und Melanie Loh, die in Nord-Zypern zu drei und vier Jahren Freiheitsstrafe verurteilt wurden, weil sie den Vergewaltiger, der ihr Leben bedrohte, töteten, schickten uns einen Brief für alle taz-LeserInnen. Die viele Post, die sie von ihnen erhielten, können sie nicht individuell beantworten. Deshalb diese Antwort über die taz:
Danke für die viele tolle Post. Viel Kraft und auch Mut wird uns geschickt, alles durchzustehen, und wir merken, daß wir nicht alleine und vergessen sind, hier hinter den Mauern, weit weg.
Englisch braucht nicht geschrieben zu werden.
Wir sind überrascht, wieviele Menschen in der Lage sind, sich in ein solch extremes Geschehen zu versetzen und nachzuempfinden. Viele Frauen schreiben, daß sie in der Welt nicht mehr ohne Mann verreisen können. Wir entnehmen einigen Briefen, daß auch Pärchen auf brutalste Art mißhandelt werden, die Frau vergewaltigt, und der Mann, gefesselt oder bedroht, zusehen mußte. Männer, die uns geschrieben haben, sind sehr unsicher, uns als Männer in solch einer Situation zu schreiben, da sie die Vorstellung haben, wir könnten durch dieses Geschehen „Männerhaß“ entwickelt haben. Wir freuen uns auch über „Männerpost“.
Fast alle fragen: „Was können wir für Euch tun? Wir wollen nicht mehr 'nur‘ schreiben.“ Wir haben bisher Kontakt nach draußen durch Verwandte, süd-zypriotische Botschaft und unsere Anwältin. Das heißt, wir sind, soweit es möglich ist, versorgt. Wir sind sprachlos über so viele solidarische Aktionen, es geht anscheinend sehr viele Menschen an, was hier passiert und überall an Unterdrückung läuft. Es sind viele!! Es passiert was!!! (Und wir sind so ohnmächtig und hilflos.)
Wir sind sehr dankbar.
Wir sind jetzt fast drei Monate im Knast, für was, warum? Seit dem „Kampf um unser Leben“ ist nichts anderes geschehen als die Fortsetzung der Vergewaltigung auf einer anderen Ebene...
Uns geht's sehr Scheiße!! Wir wollen hier raus!!!!!
Melanie Loh, Ute Loh
Adresse: Ute und Melanie Loh, Embassy of FRG, Nikitaris Street 10, P.B. 1759, Nikosia, Zypern
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