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Krach in Polens ZK

■ Kohl-Reise nach Warschau ist immer noch unklar

Warschau/Bonn (dpa/afp) - Im ZK der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei ist es offenbar gestern in Warschau zu Auseinandersetzungen über Konsequenzen aus den verlorenen Wahlen zum Parlament gekommen. Die Kandidatur des polnischen Parteichefs Jaruzelski für das neugeschaffene Amt des Staatspräsidenten soll bei einem Teil des ZK auf heftigen Widerstand gestoßen sein. Eine Fraktion des Zentralkomitees habe den Innenminister Czeslaw Kiszczak, den Verhandlungspartner von Gewerkschaftsführer Lech Walesa und einer der Hauptbefürworter einer politischen Öffnung gegenüber der Gewerkschaft Solidarnocs als Gegenkandidaten des Parteichefs aufgestellt. Zudem sei Wladyslaw Baka als Nachfolger von Mieczyslaw Rakowski für den Posten des Ministerpräsidenten vorgesehen. Baka wird als radikaler Reformer angesehen.

Die Bundesregierung stellt sich darauf ein, daß Bundeskanzler Kohl nicht wie vorgesehen im Juli, sondern erst nach der Anfang September zu Ende gehenden Sommerpause Polen besucht. Am Freitag gab es noch keinen neuen Termin für ein Abschlußgespräch zwischen den Regierungsbeauftragten Teltschik und Kucza. Beide sollen feststellen, ob die Voraussetzungen für die Polen-Reise des Kanzlers gegeben sind. Nach Darstellung aus Bonner Regierungskreisen steht ein Ergebnis noch aus, weil der polnischen Seite die deutschen Angebote für wirtschaftliche und finanzielle Hilfe nicht ausreichen. Dem widersprach am Freitag im Deutschlandfunk der stellvertretende Vorsitzende der polnischen KP, Richard Wojna, der Bonn eine Bremser-Rolle vorwarf.

Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat unterdessen zu erkennen gegeben, daß er nicht mehr mit einem Polen-Besuch zum 1. September rechnet.

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