: „Alte Kameraden“ auf dem Weg nach Berlin
■ Am kommenden Wochenende geben sich REP-Chef Schönhuber und DVU-Führer Frey die Ehre in der ehemaligen Reichshauptstadt / „Deutsche Volksunion“ tagt um 13 Uhr hinter verschlossenen Türen im ICC / Schwere Vorwürfe gegen Andres und Schönhuber
Am kommenden Sonnabend geben sich gleich zwei ultrarechte Parteien ein Stelldichein in der ehemaligen Reichshauptstadt. Neben Schönhuber, der auf dem Landesparteitag seiner „Republikaner“ sprechen wird, kommt auch der zweite Mann der extremen Rechten, der Vorsitzende der Deutschen Volksunion (DVU) Frey nach Berlin. Die DVU hat für 13 Uhr zu einer Veranstaltung unter Ausschluß der öffentlichkeit und nur mit numerierten Karten ins ICC geladen. Hauptthema der Rechtsextremisten von der DVU: Bilanz nach den Europawahlen und Diskussion darüber, „warum die nationalgesinnten Wähler“ von der DVU weg und hin zu den „Republikanern“ gelaufen sind. Neben der kritischen Bilanz über das Debakel bei den Europawahlen, für die die DVU immerhin 13 Millionen Mark in den Sand gesetzt hat, will DVU -Chef Frey zu den „Kameraden“ auch über die weitere Zukunft der DVU sprechen.
Ein ganz anderes Debakel muß hingegen sein Gesinnungsgenosse Schönhuber gegenüber den 375 Delegierten seiner Partei verantworten: Es geht um Korruption und Ämterpatronage seiner Berliner Stadthalter. Der Rechtsaufsteiger und Exjournalist Schönhuber, selbst von der Staatsanwaltschaft verfolgt, weil er im Verdacht steht, den Verbleib einer glatten Million Wahlkampfkostenrückerstattung nicht erklären zu können (siehe Seite 1), wird sich auch mit den finanziellen Unkorrektheiten seines Berliner Landesvorstandes beschäftigen müssen.
Allzu selbstherrlich ist offenbar der Landesvorsitzende Andres mit Geldern umgegangen, die ihm nicht gehörten. So hatte sich Andres für den Berliner Wahlkampf zu dem von der Partei bewilligten 85.000 Mark, weitere 100.000 Mark als Parteikredit vom dem Kaufmann Herzog geliehen und ausgegeben. Später verweigerte Andres die Rückzahlung des Kredits mit der Behauptung, das Geld nie erhalten zu haben. Erst als der Landesschatzmeister einen stichhaltigen Beweis vorlegte, daß der Expolizist den Betrag erhalten hatte, gab Andres klein bei. Dieses Finanzgebaren war auch einer der Gründe, weshalb die Andres-Stellvertreterin Alexandra Kliche die Partei im April verließ. Für die Parteibasis ist noch immer ungeklärt, wo die 100.000 Mark abgeblieben sind, die Andres am Schatzmeister vorbei ausgegeben hat. Unklar ist auch der vollständige Verbleib der Wahlkampfkostenrückerstattung der Berliner REPs in Höhe vom 560.000 Mark. „Wir haben davon der Bundespartei 300.000 Mark geliehen“, erklärte noch unlängst Landesvorstandsmitglied Göllner vor den „lieben Parteifreunden des Kreisverbands Kreuzberg“.
Aber auch die restlichen 260.000 Mark reichen nicht, um „wie versprochen, jedem der elf Kreisverbände 10.000 Mark zum Aufbau von Kreisgeschäftsstellen auszuzahlen“, skizzierte noch im Aprill der Abgeordnete Göllner die Finanzlage der Berliner REPs.
Unmut herrscht in der Partei „mit der blütenreinen Weste“ (Eigenwerbung) aber nicht nur wegen der undurchsichtigen Finanzgebaren von Andres, sondern auch wegen des Ämtergeschachers vor allem der REP-Abgeordneten. So hatte Andres gleich nach dem Einzug ins Rathaus Schöneberg seiner Frau einen mit 4.600 Mark dotierten Posten als Fraktionsassistentin besorgt. Für sich selbst beanspruchte der Chef zusätzlich zu seinen Diäten in Höhe von 5.900 Mark noch einmal die gleiche Summe aus der Parteikasse. Diese Summe wurde ihm in dieser Höhe zwar nicht bewilligt, aber immerhin gab's dennoch 3.000 Mark zusätzlich aus dem Parteisäckel.
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