Standbild: Mogelpackung!

■ Die Wirtschaft und die Ethik

Markenzeichen oder Mogelpackung? Die Wirtschaft und die Ethik. Mittwoch, ZDF, 22 Uhr 45. Ist es nur ein überaus geschickter Schachzug von Eriwan Schaub, wenn vielen zum Walfang gleich die Tengelmann-Kette des Mülheimer Handels -Magnaten einfällt, der isländische Fischprodukte boykottiert? Oder bekommen tatsächlich diejenigen ihr spätes Recht, die auch KapitalistInnen eine Änderung von Bewußtsein und Produktpolitik, aber auch der Mitarbeiterführung oder der Arbeitsplatzgestaltung zugestehen? Resumee des Beitrags von Stephan Keicher über das neu aufgekommene ethische Denken in der Wirtschaft nach all‘ den Skandalen von Sandoz bis zu den Giftgas-Exporten: Die Wirtschaftsethik könne tatsächlich zum Markenzeichen einer ökologischen und sozial verträglichen Marktwirtschaft werden, wenn die Öffentlichkeit kritisch verfolgen kann, was aus den lauthals verkündeten guten Vorsätzen wird.

Warum auch nicht? Handlungsbedarf in Sachen Umweltschutz, Dezentralisierung und Motivation der Beschäftigten besteht für die Chefetagen allemal. Keicher verwendet dafür das Wort „Führungskultur“. Er unterschlägt allerdings, daß diese Management-Methode aus den USA kommt, wo Marketing-Experten die Sinn-Frage schon vor zehn Jahren beantworteten und wo prompt der zugehörige Fachausdruck „Corporate Identity“ (CI) entstand. Ebenso prompt berichtet Keicher auch nicht über das Paradepferd der bundesdeutschen CI, den Stuttgarter Ableger des US-Computerbauers IBM, sondern über die „neue Nukem“ und BMW.

So stellt sich die Frage, ob skandalöse Betriebsunfälle tatsächlich Unfälle oder ob sie nicht notwendiger Bestandteil kapitalistischen Wirtschaftens sind. Daß Unternehmen sich grüner oder demokratischer präsentieren als zuvor, ist ein Zug der Zeit, der sie zwar ökologischer als zuvor macht, aber eben nicht ökologisch, der sie zwar sozialer macht, aber eben nicht sozial. Und so heißen in dieser Zeitung die „Mitarbeiter“ der Firmen, die die neue Führungskultur nach innen und außen anwenden, denn auch weiter Beschäftigte.

diba