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Kurs in Richtung Wohnungsbau

■ Ballhaus Tiergarten: Nach anderthalb Jahren Leerstand plant Bausenator Nagel offenbar doch, die denkmalgeschützten Grünflächen mit Wohnungen zu bebauen

Die Tiergartener, die vom neuen Senat erhofft hatten, dieser möge nun endlich das Ballhaus Tiergarten ausfegen, um dort die bezirklichen Vorstellungen eines Kulturzentrums umzusetzen, sehen sich enttäuscht: „Aus der Verpflichtung heraus, Wohnungen zu schaffen“, begrüßte man im Hause des Bausenators das Interesse der Baugesellschaft Becker und Kries, auf den denkmalgeschützten Grünflächen rund um das Ballhaus Wohnungen zu errichten.

Seit mehr als anderthalb Jahren steht das Ballhaus Tiergarten leer; der Zustand im Innern des Hauses zeugt von einem zunehmenden Verfall. Bezirk und Bausenat haben unterschiedliche Pläne. Tiergartens Baustadtrat Porath stellte Ende vergangener Woche in einer vorgezogenen Bürgerbeteiligung den Plan seiner Verwaltung vor, wonach Ballhaus und Garten als kultureller Standort genutzt und die Grünflächen gesichert werden sollen. Sowohl die um eine kulturelle Nutzung konkurrierenden Gruppen Burckner und „Mo21“ als auch die zahlreich erschienenen Anwohner und örtlichen Bürgerinitiativen unterstützten diese Planung. Beim Bausenator wird dagegen ausgelotet, wie der eigentliche Garten unangetastet bleiben, Wohnungsbau unter Einbeziehung des benacharten baumbestandenen Grundstücks und der bisher noch bebauten Grundstücke in der Lehrter Straße dennoch verwirklicht werden könnte. Die Rede ist von einem Wettbewerbsverfahren. Offiziell werden diese Pläne allerdings noch nicht bestätigt. Gegen den vom Landeskonservator verfügten Denkmal- und Gartendenkmalschutz hat unterdessen die Eigentümerin, die Oberfinanzdirektion, Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht. Die Vertragspartner Becker und Kries werden die geforderten 6,6 Millionen Mark nur dann zahlen, wenn gewährleistet ist, daß sie dort auch bauen dürfen.

Sigrid Bellack

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