: Was soll es bedeuten?
■ Betr.: „Irrgarten am Deich“, taz vom 7.7.1989
Abgesehen davon, daß mir nach der Lektüre dieser Kritik überhaupt nicht klar wird, was diese merkwürdig unbestimmte Rezension eigentlich sagen will, sind zunächst einige Richtigstellungen nötig:
1. die Performance dauerte tatsächlich nur eine(!) Stunde und nicht zwei(!) wie fälschlich berichtet (sie mußte aus technischen Gründen etwas später anfangen), so daß Rezensentinnen schon aufgrund diesesIRRtums unmöglich zu einer ernstzunehmenden Beurteilung gelangen konnten. 2. „beliebig“ war hier gar nichts, es ist wie immer das Phänomen, daaß offensichtlich auch das BREMINALE/taz -Publikum alles in bewährten Mustern und einordbaren Gattungen vorgesetzt bekommen will, Form und Stringenz sucht, prinzipiell also die Sequenz von Reiz-Erektion -Ejakulation wiedererkennen muß. Mir fällt ohnehin seit langem in Bremen auf, daß der Performance-Begriff hier in der Szene ständig verwechselt wird mit anderem. Daß ZEIT, das EIGENE FINDEN und SICH EINLASSEN dabei konstitutiv sind, und nicht BEDEUTEN und KUNST/PERFEKTION ist in Bremen bekannt. Daraus erhellt, wie wichtig hier ganZeit ist und: Daß ganZEIT am puren Performancekonzept festhält. 3. den Satz über die „Holzpfähle“ verstehe ich schon grammatisch nicht. Immerhin: Plastik hat gegenüber Glas den Vorteil, daß die Transparenz des Irrgartens zur Mitte hin abnimmt, was geplant war. Aber was will die RezensentIn nur mit dem konfusen Satz sagen???? 4. Zum Schluß gabs nicht nur Flugzeuglärm, mindestens so deutlich war der Bienenschwarm zu hören und viel länger, und daß der Tanz der Bienen und die Architektur eines Bienenstocks wie aber auch die Landebahnen und Luftkorridore der Flugzeuge etwas Labyrinthisches haben, doch ebenso Ordnung in ihre Irrgärten bringen wie der Faden der Ariadne in dem des kretischen Minotaurus (auch davon war viel in der Performance zu sehen) ist sogar eine Lebensmetapher, die unserem heut-täglichen Leben direkt entspricht. Da war Platz für viel EIGENE Entdeckung.Resummee: Performance will was anderes im Leben bewirken als HochKunst und Unterhaltungskommerz. Liebe Grüße, Erwin Koch-Raphae
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