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WAA-Siegesfeier mit „blauem Auge“

7. Anti-WAAhnsinnsfestival am Wochenende in Burglengenfeld / Erlös für die Internationalisierung des Widerstands gegen Atomprojekte / Heavy Metal aus Sibirien / Keine Probleme mit der Polizei erwartet  ■  Von Bernd Siegler

Nürnberg (taz) - Auf dem 7. Anti-WAAhnsinnsfestival im oberpfälzischen Burglengenfeld wollen die Organisatoren „der Atommafia den Marsch blasen“. Der Veranstalter des zweitägigen Spektakels, der lokale „Verein zur Erhaltung der kulturellen Eigenständigkeit der Jugend in Europa“, erwartet 30.000 Besucher, die nach dem Aus für die WAA in Wackersdorf den „Startschuß zu einer Internationalisierung des Widerstands gegen Atomprojekte“ geben sollen. Jeweils eine Mark pro Karte geht an den Rechtshilfefonds und den Prozeßkosten-Hilfsfonds der WAA-GegnerInnen, der Resterlös an die Oberpfälzer Bürgerinitiativen.

Mit dem Geld soll die Zusammenarbeit mit anderen europäischen Anti-Atomkraft-Initiativen wie in Frankreich, Großbritannien und auch der UdSSR gefördert werden. „Genau wie die deutschen Atommanager nicht an nationalen Grenzen haltgemacht haben, so werden dies auch radioaktive Gefahren nicht tun“, begründet Festivalsprecher Michael Bledl diese Zielsetzung der Veranstaltung. Trotzdem soll das Feiern nicht zu kurz kommen. Organisator Andie Münch sprach angesichts der Verlagerung der WAA nach La Hague von einer „Siegesfeier mit einem blauem Auge“. 60 Sanitäter und 300 Ordner sollen dabei für einen reibungslosen Ablauf auf dem 180.000 Quadratmeter großen Gelände sorgen, das vor drei Jahren Schauplatz des bislang größten Rockspektakels der BRD.

Damals ließen sich 120.000 WAA-GegnerInnen weder von schikanösen Polizeikontrollen noch von der erst in der letzten Instanz erstrittenen Genehmigung und der unmittelbar vor Festivalbeginn vom bayerischen Innenministerium beschlossenen Freigabe der Verwendung von Gummigeschossen abschrecken. In diesem Jahr ging bisher alles reibungslos über die Bühne. „Keine Probleme bei der Genehmigung, keine Probleme mit der Polizei“, resümiert Andie Münch die Vorbereitungsphase des Festivals. Nur eine zeigte kein kooperatives Verhalten: die WAA-Betreiberfirma DWK. Dem Wunsch des Veranstalters, das Festival direkt auf dem WAA -Gelände stattfinden zu lassen, wiesen die DWK-Manager mit dem Vorwurf barsch zurück, die Veranstalter seien „im Widerstand besonders aktiv“ gewesen. Dabei wäre, so der Vereinsvorsitzende Georg Praschl, das Gelände mit den Zaunanlagen, Strom- und Wasseranschlüssen, den nahezu unbeschränkten Parkplatz- und Besucherkapazitäten „geradezu prädestiniert für eine Open-air-Veranstaltung“ gewesen. Bei Regen hätte man „mühelos unter das schützende Dach des „Brennelementeeingangslagers“ ausweichen können.

Entsprechend der internationalen Zielsetzung des Anti -WAAhnsinnsfestivals treten KünstlerInnen aus der Bundesrepublik, den Niederlanden, Österreich, Großbritannien, den USA, Polen, der DDR und der UdSSR („Heavy Metal aus Sibirien“) auf. Sie spielen ohne Gagen, nur gegen Aufwandsentschädigung. Auch die Riege der Festivalunterstützer ist international besetzt. Neben den Oberpfälzer Bürgerinitiativen, Robin Wood, SPD, Grünen und Bund Naturschutz aus Bayern nehmen aus Salzburg die SPÖ und die Grünen sowie die österreichische Hochschülerschaft teil.

Beginn am Samstag um 10.30 Uhr; Vorverkaufspreis 35 Mark, Tageskasse 45 Mark; Vorverkaufstelefon: 09431/20847.

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