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GEW-Vorsitzende tritt zurück

■ Nach wochenlangem Streit über ihre SEW-Mitgliedschaft kündigt Ingeborg Uesseler-Gothow ihren Rücktritt an / Niederlage durch Votum im Landesvorstand

Die erst Ende Mai gewählte Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Ingeborg Uesseler-Gothow, wird ihr Amt zum 4. September niederlegen. Das teilte gestern der Pressesprecher der Organisation, Rene Schwerdtfeger, mit.

Auf einer Landesvorstandssitzung war Frau Uesseler-Gothow am Montag abend mehrheitlich zum Rücktritt aufgefordert worden. Obwohl das Votum rechtlich nicht bindend für die Vorsitzende ist - formal kann nur die Landesdelegiertenkonferenz eine Abwahl beschließen-, zog Ingeborg Uesseler-Gothow am gestrigen Dienstag die Konsequenz aus der heftigen innergewerkschaftlichen Diskussion über ihre Mitgliedschaft in der SEW (siehe taz vom 5.7 und 17.7.). Mit Bezug darauf waren bis gestern 44 Mitglieder ausgetreten; darunter auch der Staatssekretär beim Wissenschaftssenat, Hans Kremendahl (SPD). Die GEW Berlin hat knapp 13.000 Mitglieder.

Im Landesvorstand wurde nach vorliegenden Informationen rund drei Stunden über die Besorgnis diskutiert, die Vorsitzende mißbrauche die Lehrergewerkschaft für die Ziele der kommunistischen SEW. Frau Uesseler-Gothow gelang es dabei nicht, Zweifel zu zerstreuen. Während ein Teil der sechsunddreißig anwesenden Vorstandsmitglieder betonten, eine demokratisch erfolgte Wahl könne nicht rückgängig gemacht werden, beharrten andere auf der Ansicht, ein SEW -Mitglied, das zu Unterdrückung freier Gewerkschaften und Menschenrechtsverletzungen in den sozialistischen Staaten schweige, könne nicht Vorsitzende einer demokratischen Organisation sein.

In einer geheimen Abstimmung befürworteten 17 Vorständler einen Rücktritt, 14 votierten dagegen, fünf Mitglieder enthielten sich der Stimme. Voraussichtlich wird nun eine außerordentliche Landesdelegiertenkonferenz im Oktober über eine Nachfolge Frau Uesseler-Gothows entscheiden.

gn

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