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Verroht oder feige-betr.: Altenpflege (Altenheime)

betr.: Altenpflege (Altenheime)

Einige Artikel habt Ihr uns ja gewidmet. Die tarifliche Auseinandersetzung war für die meisten von uns erfolgreich. Ausgenommen die kirchlichen Träger, die Propheten der Menschlichkeit.

Der Pflegenotstand wird aber durch Höhergruppierungen und die längst fällige Gleichstellung mit der Krankenpflege nicht behoben. Das Eintreten in die ÖTV ist ein wichtiger Schritt für jede/n im politischen Kampf. Außerdem müssen spezifische Widerstandsmodelle entwickelt werden, die je nach Heimstruktur unterschiedlich aussehen können. Wieso geschieht so wenig? Was sind das für KollegInnen, die in solchen Institutionen einem 12-Tage-Schichtrhythmus kritiklos gegenüberstehen, ihn sogar „normal“ finden? (Keine/r ist so richtig zufrieden, nur rebelliert auch niemand.)

Was sind das für KollegInnen, die jeden Tag daran mitwirken, daß alte Menschen verwaltet werden und kein selbstbestimmtes Altern in Heimen möglich ist? Was sind das für KollegInnen, die es in Ordnung finden, Medikamente über den Arzt zu verordnen, ohne alte Menschen mit einzubeziehen bzw. zu fragen? Hinzu kommt noch die Totalüberwachung. Früh -, Spät-, Nachtschicht- und Badepläne, überzogene Diätverordnungen, vordiktierte Aktivitäten (natürlich medizinisch-pflegerisch begründet), egal ob Menschen psychisch auf der Strecke bleiben. Definiert ihr das als Lebensqualität, was ihr dort an Menschen anrichtet? Oder ist es eure eigene Qualität, so zu leben.

Eure Macht auf den Stationen genießt ihr. 12 Tage Schichtdienst (Überwachung). Zeit zum Abreagieren und der eigenen Problematik auszuweichen. Das alles unter dem Deckmantel von Humanität und eventuell verstärkter politischer Arbeit.

Wer in diesen Institutionen nicht rebelliert, ist entweder verroht oder feige.

Christoph Brezden, Heidelberg

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