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Minister, bleib im Lande!

Neuer argentinischer Wirtschaftsminister wird in Venezuela per Haftbefehl gesucht  ■ GRAMOVEN: Mit GANOVEN auf Du und Du?

Mit Nestor Rapanelli hat der Konzern Bunge & Born (BB) einen Minister mit eingeschränktem Aktionsradius in das Menem -Kabinett entsandt. Denn wenn der nächste Wirtschaftsgipfel in Caracas stattfindet, wartet dort auf den Wirtschaftsminister unter dem Aktenzeichen 3383 ein Haftbefehl mit dem Datum vom 26. Mai 1989. Neun leitende Angestellte der BB-Tochter Gramoven, darunter ihr früherer Generaldirektor Rapanelli, sind laut Haftbefehl des „Schmuggels und Betrugs“ verdächtig.

Die Weizenimportfirma Gramoven soll den Staat um fünf Millionen Dollar geprellt haben, indem Subventionen für Getreideimporte beantragt wurden, die gar nicht stattgefunden haben. Während seine mutmaßlichen Mittäter beizeiten das Weite gesucht haben, sitzt Gramoven-Präsident Nicomedes Zuloaga (im vergangenen Jahr venezolanischer Botschafter in Buenos Aires) in Caracas im Gefängnis. Auf eine Reporterfrage, wer innerhalb der Geschäftsleitung für den Bereich Importdevisen verantwortlich war, antwortete Zuloaga: „Rapanelli hatte alles in der Hand.“ Eine Ganoven -Tour von Gramoven wäre dabei nicht der erste große Skandal im Außenhandel von BB.

Die BB-Konzernleitung hatte auch beim „New-Orleans-Skandal“ 1975 alles in der Hand. Damals waren vier US -Getreideexporteure, darunter die Bunge Corporation wegen Millionenbetrugs angeklagt. Jahrelang soll bei Weizen- und Maislieferung zu wenig oder eine mindere Qualität deklariert worden sein. Zahlreiche Beamte der US-Kontrollbehörde waren bestochen worden, und auf diese Weise konnte Getreide tonnenweise doppelt verkauft werden.

In den meisten Häfen der Dritten Welt fehlen entsprechende Kontrolleinrichtungen, das Gütesiegel der US-Behörden reicht als Sicherheit aus. Als eine Lieferung zufällig nachgecheckt wurde und der Betrug aufflog, spielte die BB -Geschäftsleitung den Unschuldsengel, bis ein Bunge -Angestellter aussagte, daß diese betrügerischen Geschäfte in der Konzern-Bilanz unter „weitere Gewinne“ aufgeführt und im Haushalt fest eingeplant waren. Das Unternehmen erkannte die Anklage an, die von einem Zusammenwirken von Geschäftsleitung und der 13 überführten Angestellten ausging. BB mußte fast seine gesamte Chefetage auswechseln.

Über die Auslieferung Rapanellis wird zur Zeit diplomatisch verhandelt. Menem glaubt an die Unschuld seines Ministers und will ihn „total“ verteidigen.

Gaby Weber

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