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Lebende Langsamkeit

■ In Oldenburg ist der (Kultur)Sommer obskur

Obskure Dinge geschehen im Oldenburger Bahnhofsviertel. Da läuft die Welt plötzlich in Zeitlupe, Slow-Motion, Bild für Bild. Zwei Gestalten, einer mit Akkordeon, der andere mit einem langen Schleier, bewegen sich, besser gesagt, sie bewegen sich kaum, in Richtung Bahnsteig. Plötzlich kommt ein Zug und die beiden werden von der Menschenmasse verschluckt.

Drehen wir das ganze mal auf Normalgeschwindigkeit. Die zwei werden wieder sichbtar, die Welt flitzt in atemberaubender Schnelligkeit an ihnen vorbei. Die beiden maskierten Rächer der Zeit wollen den Zug erreichen. Welchen, wissen sie wohl selbst nicht so genau. Dabei laufen sie ständig gegen den Strom, kolli

dieren mit der wahnwitzig eiligen Masse der Ankommenden. Ob sie je den Zug erreichen?

Gerade den Bahnhof verlassend, kommen mir einige auffallend vornehm gekleidete Männer mittleren Alters mit einem Paket entgegen. Sie haben anscheinend Schwierigkeiten, denn das Paket mißt zwei mal zwei mal zwei Meter. Niemand hilft ihnen, die Straße zu überqueren, selbst die grüne Minna lacht sich kaputt und braust davon. Werden diese Männer je die Post erreichen?

Obskure Dinge geschehen im Oldenburger Bahnhofsviertel. Wen es interessiert, ob die Dinge da ankommen, wo sie hinsollen, sollte sich am Freitag, 7.45 und 10.30 Uhr, am Bahnhof aufhalten. Iko Andra

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