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Ärger um das große „I“

■ Das frauenfreundliche „I“ hält Einzug in die Berliner Behördenpost / Laurien (CDU) sieht den Duden gefährdet

Nur zögernd schleicht sich das große „I“ in die Berliner Behördenpost, das Innensenator Erich Pätzold (SPD) den Verwaltungen ans Herz gelegt hat. Zwecks Gleichbehandlung von Frauen und Männern sollen nach einem am 6.Juli im Dienstblatt des Senats veröffentlichten Rundschreiben im allgemeinen Schriftverkehr Formen wie AntragstellerInnen oder BewerberInnen verwendet werden. Damit könnten schwer lesbare Texte umgangen werden, für die der Senator auch ein Beispiel zur Hand hat: „Bei der Nachfolge bleibt derjenige/diejenige Bewerber/in zu berücksichtigen, der/die...“. Welcher Artikel allerdings künftig dem geschlechtslosen Wort mit dem großen „I“ zuzuordnen ist, bleibt offen. So weit geht die Grammatik von Amts wegen nun wieder nicht.

Bei den meisten der 13 Berliner Senatsverwaltungen hält sich die Begeisterung für die neue Orthographie in Grenzen, dabei werden in der rot-grünen Koalition acht von ihnen sogar von Frauen geleitet. Einige PressesprecherInnen erfuhren erst durch eine dpa-Umfrage von der Anweisung, andere hatten davon gehört, das Rundschreiben aber noch nicht auf dem Tisch. Justizsenatorin Jutta Limbach (SPD) jedenfalls bevorzugt die Paarformel und verzichtet auf das große „I“. Denn der Text, so meint sie, müsse schreibbar und sprechbar sein. Auch in der Wirtschaftsverwaltung bemüht man sich, eine Form zu finden, „die Männern und Frauen, aber auch der Grammatik gerecht wird“, dabei aber auf das „I“ zu verzichten.

„Wir machen es nicht“, hieß es beim Bausenator, nur in Stellenausschreibungen. Andere sind dem „I“ nicht ganz abhold, versuchen aber, die Ausdrücke zu variieren. Zustimmung herrscht dagegen bei der Senatsverwaltung für Frauen und Familie. Pressereferentin Gundel Köbke: „Wir haben es mit angeregt, deshalb gehen wir mit dem großen 'I‘ im Gepäck voran.“ Meistens könne man es so verwenden, daß es das Sprachempden nicht störe. Allerdings gebe es bei einigen noch Hemmschwellen. Sie selbst würde zum Beispiel „MitgliederInnen“ nicht verwenden, schon wegen des etwas schlüpfrigen Beiklangs.

Gegen Senator Pätzolds Empfehlung wird schon offener Protest laut. In einer Kleinen Anfrage an den Senat will die CDU-Abgeordnete Hanna-Renate Laurien wissen, ob mit dieser Entscheidung durchgesetzt werden solle, „daß für die Normierung der deutschen Rechtschreibung nicht mehr die Duden-Redaktion und der Konsens der Landesregierungen mit der Bundesregierung, vielmehr die Anhängerschaft der AL maßgebend sein soll“.

Leonhart Neide/dpa

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