: GEC-Siemens: Vor neuem Angebot für Plessey?
■ Gespräche mit Londoner Verteidigungsministerium offenbar weit fortgeschritten
München/London (dpa) - Die beiden führenden Elektrokonzerne General Electric Company (GEC) und Siemens werden voraussichtlich in ein bis zwei Wochen ein neues gemeinsames Übernahmeangebot für den britischen Rüstungs- und Elektronikhersteller Plessey für etwa 2,3 Milliarden Pfund (7,1 Mrd DM) unterbreiten. Dies zeichnet sich jetzt ab, nachdem die seit drei Monaten anhaltenden Gespräche zwischen GEC/Siemens und dem britischen Verteidigungsministerium über Auflagen im Rüstungsbereich offenbar vor dem Abschluß stehen. Wie am Donnerstag zu hören war, sind die Verhandlungen mit dem Londoner Ministerium allerdings noch nicht beendet.
Der britische Konzern GEC (nicht identisch mit dem gleichnamigen US-Unternehmen) und Siemens hatten Mitte November 1988 überraschend ein Übernahmeangebot an die Plessey-Aktionäre für damals 1,7 Milliarden Pfund unterbreitet - eine Offerte, gegen die sich die Plessey -Spitze mit allen Mitteln wehrt. Nachdem die Wettbewerbsbehörden in London, Brüssel und Berlin grundsätzlich grünes Licht für die Übernahme gegeben hatten, nahmen GEC und Siemens Verhandlungen mit dem Verteidigungsministerium auf, um auch von dieser Seite die erforderliche Genehmigung zu erhalten. Diese Gespräche gestalteten sich jedoch äußerst schwierig und langwierig, da die Regierung sicherstellen will, daß keine Militärgeheimnisse in ausländische Hand geraten. Außerdem war London besorgt, daß bei einer gemeinschaftlichen Übernahme künftig jeder Wettbewerb in der Rüstungselektronik auf dem britischen Markt ausgeschaltet sein könnte.
Nach Abschluß der Gespräche mit dem Verteidigungsministerium müssen die Spitzen von GEC und Siemens sich überlegen, ob sie weiterhin an Plessey interessiert sind - trotz der Auflagen, die das Verteidigungsministerium macht. Dazu gehört unter anderem, daß GEC/Siemens anderen Unternehmen technisches Know-how über ein neues Kommunikationsprojekt für die Nato zugänglich machen müssen. Außerdem darf GEC keinen Anteil an Plesseys Radar- und militärischen Kommunikationsbereichen erwerben. Diese würden ausschließlich an Siemens gehen. In London gilt es als undenkbar, daß GEC und Siemens in Anbetracht der Auflagen nun von einem neuen Übernahmeangebot für Plessey Abstand nehmen würden. Ein Siemens-Sprecher sagte zum Stand der Verhandlungen mit dem britischen Verteidigungsministerium, daß sie weit fortgeschritten, jedoch noch nicht unterzeichnet seien.
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