: Die DKP räumt auf in der 'UZ‘
Ein Redakteur, der Partei und Chefredaktion im Fernsehen Zensur vorgeworfen hat, soll aus dem Leitungsgremium des Blattes entfernt werden ■ Aus Bonn Charlotte Wiedemann
Die Führung der DKP will jetzt mit ihren Kritikern in der 'UZ'-Redaktion aufräumen. Der Ressortleiter für Wirtschafts und Sozialpolitik, Peter Bubenberger, soll aus dem Leitungsgremium des Blattes entfernt werden, weil er in einer Fernsehsendung des WDR dem Parteivorstand und der Chefredaktion Zensurmaßnahmen vorgeworfen hatte. Die 'UZ‘ druckt heute eine Erklärung des Parteipräsidiums ab, in der ein entsprechender Beschluß gegen Bubenberger für die nächste Vorstandstagung angekündigt wird. Dem betroffenen Redakteur wurde hingegen der „Abdruck einer eigenen Erklärung“ verweigert. Darin nennt Bubenberger weitere Fälle „der Unterdrückung von Beiträgen“, der „Fälschungen“ und der Zensur; unter anderem sei gegen den Widerstand der zuständigen RedakteurInnen aus einem Interview mit dem neuen Generalsekretär der KP Chiles die Aussage gestrichen worden, sein Vorgänger Luis Corvalan habe „unter dem Einfluß des Stalinismus“ gestanden.
Ressortleiter Bubenberger hatte sich zuvor geweigert, den Zensurvorwurf öffentlich zu widerrufen. Nun werden ihm über die Amtsenthebung hinaus auch „arbeitsrechtliche Konsequenzen“ angedroht. Er habe die 'UZ‘ „in den Augen von Hunderttausenden Fernsehzuschauern diskreditiert“, wirft ihm das Präsidium vor.
Die 'UZ'-Redaktion ist in diesem Streit faktisch gespalten in Erneuerer und Traditionalisten. 28 Redaktionsmitglieder haben dem Vernehmen nach eine Ergebenheitsadresse an den Vorstand unterschrieben, in dem sie ihrem Blatt „große Meinungsvielfalt“ attestierten und ihrem Kollegen Bubenberger „Denunzination“ vorwerfen. Dagegen fordern 20 Erneuerer in einem Offenen Brief vom Parteivorstand, der Abberufung Bubenbergers nicht zuzustimmen. Gerüchten zufolge wird in der Parteispitze erwogen, die Tageszeitung 'UZ‘ auf wöchentliches Erscheinen umzustellen. Auf diese Weise konnte man sich der mißliebigen Redakteure durch Schrumpfung des Personals entledigen. Das Blatt hat allerdings auch nur noch rund 15.000 Abonnenten bei offiziell etwa 40.000 Parteimitgliedern.
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