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Wo bleibt der Automat?

■ Dem wahren Ticket-Service stehen Menschen im Weg

Wie hatte ich mich gefreut: Endlich das neue Zeitalter, viele bunte Lichter, blinkend, Knöpfe zum Drücken, Schalter zum Umlegen, geheimnisvolles Schnurren, Surren und Schnaufen der Maschine und schließlich, nach langen Sekunden bangen Herzklopfens das Resultat: Ein Ticket, schön und gültig, von jeder beliebigen Veranstaltung zwischen Garmisch und Hörnsby, ganz nach Wunsch, ein bißchen nur teurer als gewohnt und, gotthaltmichfest wie modern, mit einem einfachen Telefon anzutriggern, einfach wunderbar, wie hatte ich mich gefreut.

Aber wie so gern in diesem Leben, in dem die Trägheit der Masse Mensch die Impulsivität der technischen Entwicklung bremst, lassen die modernen Zeiten weiter auf sich warten. Nicht nur, daß der verdammte Computer noch gar nicht in Betrieb ist, noch nicht einmal zu seiner feierlichen Vorführung, die ein fach-und sachkundiger Disketten-Jockey zelebriert, wird man geladen, hinterher dann alles abgeschaltet und nur zwei taube Bildschirme zieren den Counter des „Ticket Service Center“ in der Stadthalle, der von einer verschwiegenen Walküre mißtrauisch bewacht wird. Und poplig ist das Ding, nichts kann er, sagt sie, nichts Spektakuläres, nur Tickets ausdrucken und das auch nur, wenn der professionelle Jongleur auf seine Tasten drückt und der hat ja nicht alle Tage Zeit.

Schade, da war es wieder nichts mit farbenfroher Urbanität, da bleiben wir doch lieber bräsig in unserem Fernsehsessel kleben...

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