: Militärland zum Dumpingpreis
Im Eifeldorf Binsfeld sollen Bauern für 2,30 Mark ihre Äcker an eine US-Militärbasis verkaufen Die Landesregierung droht mit Enteignung / Bauern: „Wir stellen uns auf die Hinterbeine“ ■ Von Fabian Fauch
Binsfeld/Trier (taz) - „Das Geld - hören Sie? - das Geld ist es sowieso nicht mehr! Der Flugbetrieb ist es, der wird von Tag zu Tag unerträglicher. Wir sind sind so langsam am Ende!“ Eifelbauer Hermann S., der das sagt, seinen Namen aber nicht genannt wissen will, wohnt in Binsfeld, und Binsfeld grenzt an die US-Militärbasis Spangdahlem - mit 449 Hektar eine der größten US-Basen in Europa.
Spangdahlem aber, wo Flugzeuge vom Typ Phantom und F14 stationiert sind, soll nochmals wachsen. Auf Kosten Binsfelds, das schrumpfen muß. Notfalls durch Enteignung, wie Bund und Land beschlossen haben. 2,30 Mark pro Quadratmeter hat das Bundesvermögensamt in Trier den 28 betroffenen Binsfeldern als Kaufpreis für ihr Land angeboten und ihnen gleichzeitig die Enteignung angedroht, falls sie diesen Preis nicht akzeptierten. Die Oberfinanzdirektion hatte diesen Kleckerbetrag in einem Gutachten berechnet und die 28 Bauern lehnten dankend ab. Nun kommt ein Enteignungsverfahren nach dem Landbeschaffungsgesetz auf sie zu.
Es geht um 13 Hektar. Vorerst. Landwirt S. glaubt aber, daß die „Pläne für weitere 30 Hektar auf dem Tisch liegen“. Er klagt: „Die kommen immer näher an den Ort.“ Die USA, Bonn und die rheinland-pfälzische Landesregierung richten mit ihren Plänen in der Eifel nicht nur sichtbaren Flurschaden an. Sie büßen auch weiter Vertrauen ein. Bauer S.: „Den Amerikanern ist überhaupt nicht mehr zu glauben.“ Die hätten die dritte, 22 Millionen Mark teure Rollbahn den Bürgern sogar als „Taxistraße“ vorgaukeln wollen. Bauer S. meint: Es ist eine Schande, wenn man so verdummbeutelt wird!“ Entsprechend mißtraut S. dem geplanten Ausbau: „Wenn die das Land erst mal haben, dann machen die, was sie wollen.“ Auch Munitionsbunker hält er für möglich.
Und die deutsche Seite? Der Landwirt: „Das ist auch 'ne Schande, daß die den Amerikanern heute noch hineinkriechen. Ja - die das beschließen und das Land beschaffen, die wohnen weit, weit weg...“
Und noch etwas regt Landwirt S. auf: „Im Innern des Flugplatzes ist ein Autofriedhof - und ein großer Golfplatz. Sollen die den doch nehmen!“ Das gehe nicht - sagt Ernst Söhngen, der zuständige Abteilungsdirektor der Bezirksregierung Trier: „Warum sollen denn die Angehörigen der Streitkräfte, die ja auch Menschen sind, nicht am Feiertag auf den Freiflächen Golf spielen können?“ Der Ausbaubedarf sei schon vom Land anerkannt worden, sagt Söhngen und verweist auf eine „gemeinsame Besprechung der Landesregierung und der militärischen Dienststellen mit unserem Hause“. Der Bezirksbeamte hofft dennoch auf eine „versöhnliche Lösung“ im Verfahren Binsfeld. Aber auch Söhngen weiß: „Am Standort Spangdahlem ist zwischenzeitlich eine Situation entstanden, wo weitere Landnahmen nicht mehr akzeptiert werden können.“
Bauer Hermann S. hat sich inzwischen der Interessengemeinschaft gegen den Ausbau der Militärbasis angeschlossen. Am 9. August werden die Betroffenen angehört, drei Tage lang. Hermann S.: „Da gibt's nur eins - sich auf die Hinterbeine stellen und alles zu arrangiern, um den Ausbau zu unterbinden.“ Dann wird sich auch entscheiden, ob die Front des Gegner des Militärprojekts bröckelt.
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