piwik no script img

Mehr Markt - weniger Lärm

■ CDU-Umweltschützer präsentieren Fluglärmkonzept / Dem Senat wurde Law-and-order-Politik vorgeworfen

Seine kompetente Kritik an der Umweltpolitik des alten Senats trug dem CDU-Umweltprofessor Lutz Wicke schon mal das Schimpfwort „Eiferer“ ein - vom damaligen CDU-Regierenden Diepgen. Gestern ereiferte sich Wicke, mittlerweile umweltpolitischer Sprecher der CDU-Sozialausschüsse, über die Umweltpolitik des neuen Senats. Als „Law-and-order„ -Auflagenpolitik brandmarkte er die vom Senat vorgeschlagene Streichung von Flügen. Damit, so der Professor, verstoße der Senat „eklatant“ gegen die neue marktwirtschaftliche Linie der SPD-Umweltpolitiker im Bund. Zusammen mit dem ehemaligen Abgeordneten Volker Liepelt, Vorsitzender des Berliner CDU -Umweltforums, präsentierte Wicke gestern ein alternatives Lärmschutzkonzept.

Der Schutz der Nordberliner vor zu starker Lärmbelästigung sei „eine unabdingbare Notwendigkeit“, versichern Wicke und Liepelt. Eine Reduzierung von Flügen allein, und sei es auf den Stand von 1987, könne jedoch sogar mehr Lärm erzeugen, dann nämlich, wenn mehr alte und laute Maschinen zum Einsatz kämen. Wicke und Liepelt schlagen deshalb vor, eine Reduzierung der Gesamtlärmbelastung als Ziel vorzugeben und es dann den Fluggesellschaften zu überlassen, ob sie diese Vorgabe durch weniger Flüge oder durch die Modernisierung ihrer Flotte erfüllen wollen. Flankierend regen sie an, für die den Berlinflugverkehr beherrschenden lauten Maschinen der Lärmklasse zwei das Nachtflugverbot auszuweiten. Außerdem wollen die CDU-Politiker die Start- und Landegebühren stärker nach der Lärmklasse der Flugzeuge staffeln - noch stärker als jetzt schon vom neuen Senat durchgesetzt. Wie das Leben CDU-Umweltschützern so mitspielt: Als Liepelt zu Zeiten des alten Senats noch Abgeordneter war, da war er erst nach langem Hickhack bereit, die Staffelung der Landegebühren per Parlamentsantrag zu unterstützen.

hmt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen