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ERZWUNGENER KIRCHGANG

■ Knast-Gruppenleiter wirbt für Zeugen Jehovas

Ich möchte hier über einige nicht mehr zumutbare Zustände in der hiesigen Anstalt Berlin, Lehrter Straße, berichten. Es handelt sich um zwei immer wiederkehrende Beanstandungen und Beschwerden vieler Mitgefangener hier im Hause.

1. Der Gruppenleiter, Herr K., ist Mitglied der Zeugen Jehovas und nutzt seine Stellung als Gruppenleiter für die Werbung dieser Glaubensgemeinschaft auf recht denkwürdige Art aus. Er hat nachweislich Gefangenen unter der Voraussetzung und Zusage des Besuchs der Zeugen Jehovas in Spandau Ausgang gewährt.

Er hat einem Mitgefangenen den Urlaub zu widerrufen gedroht, falls dieser nicht, wie verabredet, sonntags dort erscheine. Aus Angst vor Repressalien (Widerruf des Urlaubs) besucht dieser Gefangene nun entgegen seiner Überzeugung weiterhin diese Sekte. Viele andere Gefangene weigern sich, entsprechende Zusagen zu machen, und erhalten trotz gleicher Haftsituation weder Ausgang noch Urlaub. Selbst dann nicht, wenn sie kurz vor ihrer Entlassung stehen und Anträge für die Vorbereitung zur Entlassung stellen.

Ich habe vor Wochen in dieser Sache Dienstaufsichtsbeschwerde gestellt und bis heute keine Resonanz erhalten. Ich sehe in diesen Vorgängen eine Begünstigung im Amt, wenn nicht gar eine Art von Erpressung.

2. Seit Wochen bemühen wir uns um ein vernünftiges Mittagessen. Es ist hier üblich, daß die Mahlzeiten mit Kartoffeln ohne Soße gereicht werden, so daß nur angedicktes Tiefkühlgemüse zu den Kartoffeln und der jeweiligen Fleischzulage beigegeben wird. Selbst die Einschaltung des Amtsarztes und mehrere Beschwerden konnten keine Abhilfe schaffen.

Ich habe mich in Absprache mit vielen Mitgefangenen an Euch gewandt in der Hoffnung, durch Euch etwas zu bewegen.

P.B., Berlin, Lehrter Straße

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