: „...wird es Tote geben“
Drogenboß Pablo Escobar Gaviria, mutmaßlicher Chef des „Kartells von Medellin“, warnte per Funk die Regierung
Pablo Escobar: Hallo hörst du mich? Ich möchte, daß du der Regierung eine Botschaft übermittelst.
Ich hör zu.
Also paß auf. Sag der Regierung, daß wir diesen krieg nicht gewollt haben. Aber die Regierung wollte ja nicht auf uns hören. Wenn sie akzeptiert hätte, mit uns einen Dialog zu führen, dann wären wir heute nicht da, wo wir sind. Ich bin im übrigen bereit, diesen Krieg sofort zu beenden. Hier meine Vorschläge: Wir überlassen dem Staat alle unsere Besitzungen, die er beschlagnahmt hat. Und wir geben ihm außerdem alle unsere Kleinflugzeuge. Wir haben nur einen einzigen Wunsch: uns in die Gesellschaft wieder einzugliedern, in die legale Gesellschaft. Aber die Regierung möchte das nicht. Wenn es zu einem totalen Krieg kommen muß, dann werden wir ihn bis zum Ende führen. Entweder wir verlieren, oder wir werden obsiegen. Mir ist das völlig egal. Aber sag ihnen auf alle Fälle, daß wir über eine Schlagkraft verfügen, die es uns erlaubt, mindestens zwei Jahre Widerstand zu leisten,. Aber das weiß die Regierung natürlich. Was die Justiz betrifft, so werden wir nicht akzeptieren, vor ihren Richtern zu erscheinen. Alle Untersuchungsrichter in Kolumbien gehören zu einem kommunistischen Syndikat; das sind alle Kommunisten. Außerdem werden sie uns danach nur an die USA ausliefern. Wir ziehen es vor, mit den Waffen in der Hand zu sterben. Und was hat denn die Regierung seit einer Woche gemacht? Sie hat unsere Fincas und Haciendas beschlagnahmt. Gut, einverstanden - aber alle die, die dort arbeiteten, was wird aus ihnen werden? Die sind jetzt arbeitslos.... Ich wünsche der Regierung viel Spaß mit all diesen sozialen Problemen...
Wem soll ich diese Botschaft übermitteln?
Der Regierung, aber auf keinen Fall der Presse, verstehst du. Und wenn die in Bogota nicht einverstanden sind, wird es Tote geben, immer mehr Tote. Ich werde meine Befehle geben. Journalisten und Untersuchungsrichter, die werden bezahlen. Außerdem, du weißt genauso gut wie ich, daß die Bullen uns abhören. Also...
Warum hast du nicht das Land verlassen?
Weil ich hier in Kolumbien am sichersten bin.
Das Gespräch wurde in der Nacht von Samstag auf Sonntag mit Funktelefon geführt und abgehört. Eine Mitschrift wurde vom Geheimdienst der französischen Tageszeitung „Liberation“ zugespielt, die uns den Text zur Verfügung stellte. Geheimdienstagenten und Zeugen bestätigten, ohne jeden Zweifel die Stimme von „Don Pablo“ erkannt zu haben.
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