: K O M M E N T A R Schulbeipiel
■ SPD will mit Gesamtschulen nichts mehr zu schaffen haben
Schulreform war einmal einmal ein Herzstück sozialdemokratischer Politik. Was Genossen in Wahlreden der 70er Jahre für der Gesellschaft versprachen, sollte die Schule der 80er wenigstens bei den Kindern einlösen: Chancengleichheit, Integration, Solidarität. In Bremen machte die SPD aus den eigenen großen Idealen ein kleines Gesetz und zwei große Betonkötze und verbrachte ihre Zeit bildungspolitisch fortan in großer Verwunderung, daß der humane Sozialstaat noch immer nicht ausgebrochen sei. Von Gesamtschulen redet in Bremen kein sozialdemokratischer Mensch mehr, vom eigenen Gesetz noch weniger und über Schulpolitik schweigt man verschämt am besten ganz. Jedenfalls solange sich neue Schulen nicht als Morgen -Versöhnungsgabe an aufgebrachte Handelskammern eignen, die dann allerdings weder mit dem Schulgesetz noch mit Gesamtschule was zu tun haben.
Beide sind heute nicht mal mehr einen Eimer Farbe an der Wand und eine Tafel im Klassenzimmer wert. Wenn junge Eltern und Lehrer an der Gesamtschule Mitte heute versuchen, die heiße Luft aus den alten SPD-Phrasen zu lassen, können sie auf die SPD jedenfalls nicht mehr rechnen. Die arbeitet derweil lieber an den Phrasen von morgen.
Klaus Schloesser
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