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Kokainmafia verübt Anschlag auf US-Flugzeug

■ Auf dem Flughafen der kolumbianischen Stadt Monteria zerstörte eine Bombe eine US-Machine, die vom Anti-Drogen-Einsatz aus Peru kam / Polizeichef von Medellin abgelöst / Anschlag schreckt Presse auf / USA betonen Verteidigungsbereitschaft der GIs

Bogota/Washington (afp/ap) - Ihren erklärten „Krieg“ gegen die Regierung von Präsident Virgilio Barco hat die kolumbianische Drogenmafia am Sonntag offenbar mit einem Angriff auf ein US-Flugzeug fortgesetzt. Unter einer Hercules C-123, die von einem Anti-Drogen-Einsatz in Peru kam, hatten die Attentäter auf dem Flughafen von Monteria (500 km von Bogota) einen Sprengsatz gezündet. Durch das schnelle Eingreifen der Feuerwehr konnte nach Angaben der Behörden das völlige Ausbrennen der Maschine verhindert werden. Das Cockpit der Maschine wurde jedoch gänzlich zerstört. Unterdessen trafen am Sonntag auf dem Luftwaffenstützpunkt Catam bei Bogota zwei Hercules C-130B mit den ersten Lieferungen von amerikanischem Militärmaterial zur Bekämpfung der Drogenmafia ein. Die Ausrüstung ist Teil der Hilfe in Höhe von 65 Millionen Dollar, die das Weiße Haus nach der Ermordung des linksliberalen Präsidentschaftskandidaten Galan vor zwei Wochen Kolumbien zur Verfügung stellte. Die entsandten US -Militärberater sollen an Aktionen der kolumbianischen Armee und Polizei nicht teilnehmen. US-Verteidigungsminister Dick Cheney betonte aber, daß die Amerikaner sich im Fall von Angriffen verteidigen würden. Im US-TV-Sender CBS erklärte unterdessen der Stabschef im Weißen Haus, Sununu, daß der Aufgabenbereich der US-Soldaten in Kolumbien unter Umständen erweitert wird. Sollte Barco eine Aktion fordern, die die Soldaten gefährden könnte, müßte Präsident Bush entscheiden. Sununu spielte dann auf eine Umfrage an, in der 53 Prozent der befragten US-Bürger ein direktes Eingreifen amerikanischer Truppen befürworten würden.

Ein Sprengstoffanschlag auf einem Hotelparkplatz scheuchte am Sonntag abend die Journalisten im Hotel International von Medellin auf, wo sich vor allem ausländische Korrespondenten zur Berichterstattung über die Lage in der Hochburg der Drogenmafia einquartiert haben. Der Polizeichef der kolumbianischen „Drogenhaupstadt“ Medellin, Oberst Antonio Sanchez, ist nach Informationen aus Polizeikreisen abgelöst worden, weil er mit Rauschgifthändlern zusammengearbeitet hat. Sanchez gehört den Gewährsleuten zufolge zu rund tausend Polizeibeamten, die in jüngster Zeit aus dem Amt entfernt wurden.

Sanchez ist der dritte Oberst der Nationalpolizei, der seit Jahresbeginn sein Amt verlor. Im Januar übernahm General Miguel Gomez Padilla das Kommando über die Polizei. Sein Vorgänger, General Miguel Gomez Padilla, steht unter dem Verdacht, sein eigenes Rauschgiftkartell gebildet zu haben. Gründe für die Abberufung hoher Polizeibeamter werden in Kolumbien selten offiziell mitgeteilt, weil dies die Moral der Truppe untergraben könnte. Beobachter mutmaßen jedoch seit langem, daß viele Polizisten direkt oder indirekt in den Diensten der Rauschgifthändler stehen.

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