Schwarze Kunst: Hobeln/Depositor/Knecht und Pfaffen/Pachant

Abstellen der Zeilen auf dem Schiff. Das Hobeln bildete einen Höhepunkt der Postulatszeremonie. Damit sollte dem Bauklotz, wie der Cornut auch genannt wurde, die noch vorhandene Grobschlächtigkeit abgeschliffen werden. Als Zeichen der Männlichkeit wurde ein Bart aufgepinselt. Mit einer Feile machte man sich an den Fingernägeln zu schaffen, damit der Cornut darunter keinen Unflat horten könne und die Finger nicht als „Waffen der Ungerechtigkeit“ gebrauche. Vor allem aber wurde eine Reihe der verschiedenen Zähne gezogen, so der „Eberzahn“ (um nicht beißig oder zänkisch zu sein), der „Lasterzahn“ (damit die Mitmenschen nicht dem Anzwacken und Anblöken ausgesetzt sind), der „Leckerzahn“ (um das Naschen zu unterbinden) und schließlich der „Lachzahn“ (um nicht zum „Narrenregister“ gezählt zu werden). Zu guter Letzt werden noch die Ohren mit einem riesigen Ohrlöffel gesäubert, damit das Gehör aufmerksam gegenüber der Lehre der Tugend sein und sich schändlicher Reden entziehen könne.

Die Akteure des Zeremoniells waren der Depositor, der nicht nur das Wort führte, sondern auch Knecht und Pfaffen veranlaßte, recht unsanft mit dem Cornuten umzugehen, damit ihn die Erinnerung daran sein Leben lang begleitete. Welche deftigen Sprüche der Depositor führte, mag an zwei Beispielen aus einem „Depositionsspiel“ veranschaulicht werden, die auf das 17.Jahrhundert zurückgehen.

Wolan es muß das grobe Schwein

Mit sonderm Fleiß behobelt seyn / Knecht / Hilff mir lustig machen.

Und nachdem einiger Schabernack getrieben worden war:

Nun ist heraus der böse Zahn /

Gib die Pommad‘ her mein Compan /

Den Bart ihm anzustreichen:

Auf daß den schönen Jungfern- Knecht

Ein jeder mög ansehen recht /

Die Hund‘ ihn auch beseichen.

Nach der Tortur wurde dem neuen Gehilfen der Taufpfennig überreicht, einige in der Mitte durchlöcherte Drucklettern, die auf einer Schnur zu einer Kette gereiht waren. Jetzt wurde er zur Bursch, zur Gemeinschaft gezählt.

Im Buchbinderhandwerk sagte man statt Cornut Pachant. Und noch etwas unterschied die Buchbinder von den Setzern und Druckern: daß Cornuten in jeder Stadt mit einer Druckerei zu Gesellen gemacht werden konnten, Pachanten jedoch nur in sechzehn Orten des mitteleuropäischen Raums, nämlich in Altenburg, Breslau, Frankfurt an der Oder, Hamburg, Helmstedt, Leipzig,

Lübeck,

Magdeburg,

Münster,

Nürnberg,

Posen, Prag, Rostock, Schweidnitz, Wien und Wittenberg. Fürwahr ein elitäres Handwerk!

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