: Wochenend-Abenteuer
■ V O R L A U F
Die unzähligen Abenteuer, die in allen Ecken lauern, kann man an diesem Wochenende televisionär am Fernsehbildschirm auskosten. Allein das Rowohlt-Filmlexikon kennt über 60 Filme, die das Abenteuer schon im Titel tragen. Warum die ZDF-Spielfilmredaktion aus dem breiten Angebot nun gerade das Abenteuer in Rio auswählen mußte und nicht das Abenteuer im Engadin, im Harem oder im Togoland, liegt eben daran, daß man den alten Spielfilm von Philippe de Broca noch vorrätig hatte. Und frei nach dem Motto: „Nach fünf Widerholungen ist ein Film noch lange nicht abgenudelt“, darf Jean-Paul Belmondo am Samstag um 20.15 Uhr noch einmal halsbrecherisch durchs exotische Rio de Janeiro turnen.
Um taufrische Abenteuer im häuslichen Bereich zu erleben, muß man das ZDF schon früher einschalten. Was nämlich hat eine Spülmaschine mit einer Mondrakete gemeinsam oder eine Salatschleuder mit dem Härtetest für Astronauten? Eine Antwort auf diese Frage verspricht die neue zehnteilige Sendereihe Kochmos, die ab sofort jeden Samstag um 16.05 Uhr „abenteuerliche Reisen von der Küche in den Kosmos“ unternehmen will. Wer bislang nicht viel mit Physik und Chemie anfangen konnte, soll im Miniaturkosmos Küche Anschauungsunterricht von kompetenter Seite erhalten. Volker Arzt, Moderator und gelernter Physiker, simuliert die Schwerelosigkeit im Weltraum mit Hilfe einer Küchenwaage, erzeugt ein Sturmtief im Backofen oder benutzt einen gläsernen Schnellkochtopf mit einer Apfelsine drin, um den Wasserdruck in 20 Meter Tiefe zu demonstrieren.
Am Abend empfehle ich den Fernsehforschern eine Expedition zum Südpol. Eins plus legt in vier Etappen auf den Spuren des Engländers Robert Falcon Scott und des Norwegers Roald Amundsen deren Strecke von 2.000 Kilometern durch die Eiswüste zurück. Die beiden Entdecker waren 1911 zu einem abenteuerlichen Wettkampf angetreten, dessen Ziel es war, als erster die Flagge des eigenen Landes auf dem Südpol zu hissen. Amundsen gewann damals das Rennen, weil er auf Hundeschlitten setzte und nicht auf jene neumodischen Motorschlitten, wie sie Scott benutzte. Auf dem beschwerlichen Rückweg und dazu die bittere Enttäuschung im Gepäck, nur zweite geworden zu sein, kamen alle fünf Mitglieder des britischen Teams ums Leben; Scott selbst und zwei seiner Begleiter starben nur elf Kilometer vom rettenden Lager entfernt. Dafür werden sie noch heute als Nationalhelden verehrt. Die ersten beiden Teile des britischen Fernsehfilms Wettlauf zum Pol von Ferdinand Fairfax sind am Samstag und am Sonntag jeweils um 20.15 Uhr zu sehen.
Wem die eisige Polarwelt zu abweisend ist, dem empfehle ich am Sonntag eine besinnliche Meditationsfahrt mit Boot und Bibel Lahnabwärts nach Kanaan. Der geistliche Flottenchef Pater Stephan Senge paddelt mit seiner jugendlichen Crew gegen die Gottlosigkeit der Welt an. Harter Konsumentzug erwartet die Teens und Twens, die mit ihm in einem Boot sitzen. Statt Wet-Gel, weichem Bett und Disco verheißt der Jugendseelsorger vom Kloster Himmerod biblische Abenteuer zu Wasser und zu Lande. Das bedeutet im Klartext: Zelten in freier Wildbahn, Erbsensuppe, Schweigen, Bibeltexte, Gottesdienste und jede Menge Gespräche über Gott und die Welt. Mitdabeisein kann man ab 17.30 Uhr in der ARD.
Den abenteuerlichen Abgesang liefert das ZDF am Sonntag um 19.30 Uhr: Die „Expedition in unerforschte Tiefen“ führt nicht etwa zu den schillernden Korallenriffs vor der australischen Küste oder in die bezaubernde Unterwasserwelt des Roten Meeres, sondern unter die Wasserkante hiesiger Tümpel. Der Toplitzsee, der Traunsee, der Starnberger See, der Boden- und der Königssee waren Gegenstand des Forscherdrangs. Mit der Unberührtheit der Natur ist es dort unten allerdings auch bald vorbei. Die Geheimnisvollen Alpenseen dienen zunehmend als Schrott- und Müllschlucker.
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