: UNO-Bericht rügt Rassisten-Geschäfte
■ Europäische Exportländer werden wegen Südafrikapolitik kritisiert / Vor allem die Bundesrepublik wird wegen mangelnder Sanktionsbereitschaft getadelt / Blutiges Wochenende am Kap / Ärzte klagen Schußverletzungen bei Kindern an
Genf/Bonn/Johannesburg (ap/afp/dpa) - Eine internationale Experten-Kommission hat in ihrem Bericht für die Vereinten Nationen europäische Industrieländer, voran die Bundesrepublik, angeprangert, weil sie weitreichende Wirtschaftssanktionen gegen Südafrika ablehnten. In dem in Genf veröffentlichten Bericht heißt es, stark vom Export abhängige europäische Länder, insbesondere die Bundesrepublik, zeigten wenig Neigung, über „minimale Maßnahmen“ gegen Südafrika hinauszugehen, dessen weiße Regierung wegen ihrer Rassentrennungspolitik international isoliert ist. Die Kommission unter Leitung des Ex -Staatspräsidenten von Simbabwe, Canaan Banana, bescheinigt den deutschen Banken jedoch, daß sie finanzielle Sanktionen gut unterstützt hätten. Schweizerischen Banken wird in dem Bericht mangelnde Transparenz ihrer Gebaren angelastet. Obwohl die Banken jährlich neue Kredite von höchstens 300 Millionen Franken an Südafrika bewilligen dürften, bleibe die Schweiz das Zentrum südafrikanischer Gold- und Diamantenverkäufe. Mit Hinweis auf spärliche Schweizer Statistiken fordert die Gruppe, daß die Wirtschaftsbeziehungen dieser Länder nicht länger verschleiert bleiben dürften.
Unterdessen geht der Apartheidstaat weiterhin hart gegen die Opposition vor. Die Polizei selbst gab an, am Samstag mit Pistolen- und Schrotschüssen, Gummigeschossen und Tränengas in mehreren Siedlungen in der Nähe von Kapstadt schwarze Steinewerfer auseinandergetrieben zu haben. In dem Gebiet war es seit den Parlamentswahlen vom Mittwoch, von denen die Schwarzen ausgeschlossen waren, immer wieder zu Auseinandersetzungen gekommen. 75 Kinderärzte in Kapstadt veröffentlichten am Samstag eine Erklärung, in der sie klagten, sogar dreijährige Kleinkinder seien mit Schrotwunden in Krankenhäuser gebracht worden. Angehörige hätten berichtet, Polizisten hätten auf die Kinder geschossen. Die Polizei erklärte dagegen, ihr seien nach dem Polizeieinsatz vom Mittwoch keine Verletzten gemeldet worden. Der Vorsitzenden des Weltbundes der reformierten Kirchen, Boesak, hat den Minister für Recht und Ordnung, Vlok, aufgefordert, zusammen mit ihm die staatliche Leichenhalle zu besuchen, in der die Leichen der Erschossenen aus der vergangenen Woche liegen. Der Minister hatte Boesak sowie den Nobelpreisträger Bischof Tutu als Lügner bezeichnet, weil sie von 23 von der Polizei erschossenen Menschen berichteten. Der Bürgermeister von Kapstadt will am Mittwoch an einem geplanten Massenprotest gegen das Verhalten der Polizei bei den Wahlen in der vergangenen Woche teilnehmen. „Es ist höchste Zeit, daß die Stadtregierung ihren Protest gegen die Übergriffe der Polizei anmeldet“, sagte Gordon Oliver nach Angaben der Zeitung 'Sunday Star‘. Der Polizeichef von Kapstadt dagegen habe angekündigt, daß er die Demonstration verbieten und „sie persönlich beenden“ werde. Die Aktion fällt zusammen mit der ersten Sitzung des neu gewählten Parlaments, von dem die schwarze Bevölkerungsmehrheit ausgeschlossen ist. Die Goldminengesellschaft Kinross in dem 100 Kilometer von Johannesburg gelegenen Evander teilte mit, am Samstag seien durch Wachmannschaften drei Menschen getötet und elf verletzt worden, als eine große Menschenmenge mit angespitzten Stöcken und Messern die Sicherheitsmänner angegriffen habe.
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