: Siemens und GEC schlucken Plessey
■ Feindliche Übernahme des britischen Elektro- und Rüstungs-Konzerns für 6,4 Milliarden Mark gelungen
München/London (dpa/taz) - Über den Einstieg von Daimler bei MBB ist ein anderer Aufkauf etwas in den Hintergrund getreten, der für die westeuropäische Rüstungs- und Elektronik-Szene von ebensogroßer Bedeutung ist: Die feindliche Übernahme des britischen Elektro- und Rüstungselektronikkonzerns Plessey durch den bundesdeutschen Siemens-Konzern und die britische General Electric (GEC) ist geglückt.
Das Engagement bei Plessey ist für Siemens die größte Investition der Firmengeschichte und, nach der Übernahme des US-Chemieunternehmens Celanese durch Hoechst (Frankfurt), die zweitgrößte deutsche Industrieinvestition im Ausland in der deutschen Nachkriegsgeschichte insgesamt.
Bis Freitag abend verfügte die neue deutsch-britische Gemeinschaftsgründung „GEC Siemens“ über 62,1 Prozent der Plessey-Aktien. Ein weiteres Aufstocken der Anteile wird für Anfang dieser Woche erwartet.
Nachdem sich Plessey - mit den Hauptumsatzträgern Rüstungselektronik (57 Prozent), Bauelemente (15 Prozent), Luft- und Raumfahrt (14 Prozent) und Datennetze sowie Verkehrstechnik (neun Prozent) - gegen den Mitte November 1988 gestarteten Übernahmeversuch mit allen juristischen, wirtschaftlichen und politischen Maßnahmen zur Wehr gesetzt hatte, gab Plessey am Freitag abend den Widerstand auf und empfahl seinen Aktionären, ihre Anteile so schnell wie möglich an GEC Siemens zu verkaufen. Börsenexperten gehen davon aus, daß GEC Siemens in Kürze über die angestrebten 90 Prozent an Plessey verfügt.
GEC und Siemens werden insgesamt rund 6,3 Milliarden Mark für den Einstieg bei Plessey mit einem Umsatz von rund 5,17 Milliarden Mark und 35 000 Beschäftigten 1988/89 (31. März) bezahlen. Nach Andeutungen der Elektrokonzerne entfällt der größere Teil der Ausgaben auf Siemens.
Beide Konzerne hatten erklärt, daß Plessey als Unternehmen bestehen bleibe. Geführt wird es künftig von der GEC Siemens Plc. Das Hauptinteresse von Siemens erstreckt sich auf die GPT-Telekommunikationsgesellschaft, die bislang GEC und Plessey gemeinsam gehörte. Siemens wird an dieser Gesellschaft (Umsatz 1988/89 rund 3,6 Milliarden Mark) mit 40 Prozent beteiligt. Bei den anderen Plessey -Geschäftsbereichen wurden zum Teil durch Auflagen des britischen Verteidigungsministeriums genaue Abgrenzungen vorgenommen, welche Unternehmensbereiche von Siemens und welche von Plessey übernommen werden dürfen.
Für Siemens bedeutet der Plessey-Einstieg auch eine wesentliche Stärkung seiner Präsenz in Großbritannien. Der deutsche Elektrokonzern baut seine Marktstellung deutlich auf den Gebieten öffentliche Vermittlungssysteme, Mikroelektronik und Rüstungselektronik aus.
GEC hat mit dem US-Konzern General Electric nur den Namen gemeinsam.
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