Einer von sechs

Der Konzern hat nicht nur blaue Quadrate, sondern tritt auch als „Bolle“, „Hush Puppies“ oder „Schätzlein“ auf  ■ Mit COOP&CO auf du und du

Frankfurt (dpa/taz) - Die coop-Gruppe ist mit einem Jahresumsatz von knapp zwölf Milliarden DM, jetzt noch 46.000 Beschäftigten und 2.000 Filialen das fünftgrößte Unternehmen des bundesdeutschen Einzelhandels. Schärfste Konkurrenten im Kampf um die Konsumenten sind die ebenfalls im klassischen Lebenmittelgeschäft starken Gruppen Aldi, Tengelmann, Rewe-Leibbrand, Metro, Asko-Massa.

Die Umsatzzahlen der großen sechs sind allerdings kaum miteinander zu vergleichen, weil auch die Kaufhäuser insgesamt und in einzelnen Sparten die Fachmärkte für diesen Wirtschaftszweig bedeutsam sind. Außerdem ist der Grad des Auslandsengagements ganz unterschiedlich. Der Einzelhandelsumsatz des Rewe-Konzerns wird für 1988 mit 25,7 Milliarden Mark gemeldet; davon entfallen auf die Rewe -Leibbrand-Gruppe etwa 60 Prozent und auf die Rewe-Zentrale in Köln rund 40 Prozent. rewe wird damit als Nummer 1 dieser Branche betrachtet. Die Aldi-Brüder setzten in ihren Billigläden 15,6 Milliarden Mark um. Asko-Massa brachte es ohne Massa auf 14,6 Milliarden; die Beteiligung Massa ist allerdings noch einmal für einen Umsatz von 3,9 Milliarden Mark gut. Tengelmann brachte es im letzten Jahr auf 14,4 und Metro auf 10,3 Milliarden Mark. Danach läge die coop mit ihren genau 11,55 Milliarden Mark auf Platz 5.

Die coop mit Sitz in Frankfurt firmiert bundesweit nicht nur unter den blauen coop-Quadraten. Mit der zunehmenden Konzentration im Einzelhandel ist auch coop längst über das reine Lebensmittelgeschäft hinausgewachsen. Unter den Kettennamen Plaza, Bienefeld, Hush Puppies, Mayer Schuh und Sport, Richter Spiel und Hobby, Bolle, Safeway, Schätzlein, Schade und Füllgrabe, Promarkt und Baumärkte wird vom Spielzeug über Bekleidung bis zum Rasenmäher fast die gesamte Konsumgüter-Palette verkauft.

coop war bisher kein reines Handelsunternehmen, sondern produziert auch selbst. Die coop Industrie AG (Dortmund) mit ihrer Fertigungspalette von Fleisch und Wurstwaren über Schokoladen- und Süßwaren bis hin zur Spirituosenabfüllung wurde von der Bank für Gemeinwirtschaft und der DG Bank im Rahmen der Sanierung zum Preis von 260 Millionen DM zum Weiterverkauf übernommen. Allerdings verfügt die coop noch über diverse ausländische Firmen und Beteiligungen (Garvey Holding Schweiz) sowie über Immobilien (HIG). Organisiert ist das Handelsimperium in einer unübersichtlichen und verschachtelten Konzernstruktur mit rund 300 Einzelfirmen, was den Überblick über die wahren Besitz- und Finanzverhältnisse erheblich erschwerte.

Ungewöhnlich ist allerdings die Expansion eines Filialisten nicht. Mehr als 100.000 Lebensmittelgeschäfte haben zwischen 1971 und heute dichtgemacht; 71.000 sind noch übrig. Nach Feststellungen des Bundeskartellamtes haben die Riesen der Branche allein im letzten Jahr nahezu 20 Milliarden Mark Umsatz hinzugekauft; Selbstbedienungsläden, Waren- und Kaufhäuser, Super-, Discount und Fachmärkte der verschiedensten Art gehen ineinander auf oder werden von Stärkeren geschluckt. Der tendenzielle Fall der Profitrate, die knappen Gewinnmargen im Lebensmittelhandel und die gesteigerte Macht der Warenproduzenten gegenüber dem Handel lassen Geschäfte mit kleineren Verkaufsflächen in die roten Zahlen rutschen. Aus dem coop-Nachlaß werden sich vor allem die übriggebliebenen Großen bedienen.

diba