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Solartechnik: Tips für private Einsteiger

■ Vortragsabend im Überseemuseum: Tips und Beratung für Einsteigewillige / Beim Gartenhaus ist alles ganz einfach

Vielfach unbeachtet stand nun schon seit Wochen die Laube in der Ausstellung „Gärten in der Stadt“. Ihr Dach ist begrünt: Das bemerkten wohl viele. Neben dem Pflanzenbeet stand jedoch auch ein Solar-Modul auf dem Laubendach. Beide zusammen sind Teil eines Energiesystems, wobei die Dachbegrünung der Isolation, das Modul der Umsetzung von Sonnenenergie dient. Und wie dies nun dem Kleingärtner zu Strom verhilft und was die VerbraucherIn sonst noch an Nutzen aus der Sonnenenergie ziehen kann, das erfuhren einige Interessierte bei einem Informationsabend im Überseemuseum.

Das kleine System des Gartenhauses mit nur einem 40 oder 50 Watt-Modul auf dem Dach (Kosten: 2.500 Mark) reicht aus, um darin Licht, Kühlschrank, Fernseher und Wasserpumpe mit Strom zu versorgen, erklärte Siegfried Lessing vom Verein „Euro-Solar“ den ZuhörerInnen, vorausgesetzt, man schließe Geräte mit niedrigem Stromverbrauch an. Ein Farbfernseher schluckt beispielsweise mehr als ein kleines Schwarz-Weiß -Gerät.

„Offiziell informiert den Verbraucher über Sonnenenergie ja niemand,“ stellte Walter F., interessierter Elektrotechniker, fest. Er will seine Nachtspeicherheizung direkt aus Sonnenkollektoren speisen. Welche Module sind denn überhaupt auf dem Markt? Welche sind preisgünstig und wie ist ihr Wirkungsgrad, wollte F. wissen. und vor allem:

Ist der Einstieg in die Sonnenenergie staatlich gefördert? Weil Solarenergie noch keine Lobby fand und die großen Öl -und Kraftwerkskonzerne das Know how für die Technologie in der Schublade verstecken, bleibe die Öffentlichkeit weitgehend uninformiert, berichtete Solar-Experte Lessing. In Italien sitze deshalb auch weitgehend unbemerkt ein EG -Institut, das Module prüfe und mit marktstrategisch derzeit ungenutzten Zertifikaten versehe. Demzufolge seien unter Insidern die japanischen Modul-Fabrikate die besten: mit einem Wirkungsgrad von 15 Prozent.

Solar-Module erzeugen je nach Produkt 150 bis 240 Watt pro Tag. In 20 Jahren verschleißen sie nur um durchschnittlich 3 bis 5 Prozent in ihrer Wirkung. Und die Energieamortisation? fragt eine Frau. In drei Jahren habe sich jeweils erwirtschaftet, was an Energie in die industrielle Produktion von Solar-Modulen (Rohstoff: Silicium) gesteckt wurde, entkräftet Lessing die häufige Kritik.

Solarelemente seien mit 30 Prozent über 10 Jahre abschreibbar, erklärt er dem einsteigewilligen Walter F. Banken würden sich in diesen Fragen jedoch noch nicht auskennen. Allein die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW in Frankfurt) habe sich mit solchen Fragen auseinandergesetzt, dorthin können sich Privatleute allerdings nicht wenden. Die Windenergie ist da schon einen Schritt weiter, und die wird bis zu

50 Prozent gefördert.

„Um Sonnen-und Windenergie optimal auszunutzen, sind auch die Architekten gefragt“, betonte Lessing mit Blick auf verschiedene Projekte zur Nutzung von alternativen Energiekonzepten: „Es gibt aber nur ein Architektenbüro in Dortmund, das sich darauf spezialisiert hat.“

Besonders in Bremen fände sich für alternative Energiekonzepte keine Fördermöglichkeit, betont Lessing. So hätte sich auch von offizieller Seite niemand erwärmen lassen, zum Beispiel an

Schulen einen Bremer Beitrag zum „1. Hanse-Solarmobil-Cup“ in Hamburg (vgl. taz v. 12.9.) zu unterstützen. Als lobenswertes Beispiel für kommunales Engagement nannte Lessing die Stadt Rottweil: Dort sei ein Flachdachkataster von den vorhandenen 110.000 Quadratmetern Dachfläche erstellt worden. Und wer aus seinem privaten Wind-oder Sonnenenergiesystem überschüssigen Strom ins öffentliche Netz einspeist, der erhält dafür von den Stadtwerken 11 Pfennig je Kilowatt.

Im rot-grün regierten Frankfurt wird übrigens im Anschluß an die IAA der „Erste Deutsche Solar-Automobil-Kongreß“ stattfinden. Dort wird der Verein Euro-Solar, der in Bremen eine „Niederlassung“ hat, sein inzwischen Umweltpreis -gekröntes „Solarmobil-Konzept mit Verladesystem“ zur Diskussion stellen, nach dem Motto: Nimm dein Elektroauto für den Nahverkehr huckepack und fahr damit weite Strecken per Verladung im kombinierten Personen-und Güterzug.

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