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Lehrter Design

Die politischen Sitten der Halbstadt verrohen zusehends: Zwölf junge Möbel- und Modedesigner, alle bereits bei der Industrie in Lohn und Brot, bedienten sich am Freitag abend zur besseren Vertretung ihrer Interessen der Aktionsform „symbolische Hausbesetzung“. Nach dem heroischen Aufbrechen der Fronttür durch die sich selbst als „innovativ“ und „richtungsweisend“ bezeichnenden Männchen, stellten diese ihre Sessel, Betten und Regale widerrechtlich im Erdgeschoß des seit 17 Jahren leerstehenden Hauses Lehrter Straße 35 auf. Dabei schenkten sie Schaumwein aus, hielten die Musik recht leise und beleuchteten ihre Objekte so hell und licht, wie es auch Möbel Höffner kaum besser kann. So sahen die drei herbeigeeilten Sicherheitsbeamten keinen Anlaß, einzugreifen, und zogen unverrichteter Dinge ab. Anliegen der „engagierten Profis“: eine möglichst große Wohn- und Werkstatt mit folgenden bescheidenen Eigenschaften: langfristig nutzbar, in sich geschlossen (keine Fabriketage), sollte eine Straßenfront haben, ein Industriebau sein und 1.500 bis 3.000 qm Nutzfläche haben. „Gegen schädliche Vereinzelung“ alles in einem Haus: „Präsentation, Vertrieb, Versand, Öffentlichkeitsarbeit, Organisation und Büro“. Ein Projektsprecher bringt es auf den Punkt: „Es soll eine Lobby entstehen.“ Na, bravo! Vielleicht besetzen als nächstes einige junge Herren aus dem IBM-Trainee-Programm die Lehrter Straße, weil es dem mittelständigen Hardware-Vertrieb so gut nicht geht.

kotte/Foto: David Brandt

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