: Hoechst-Konzern ist höchst verärgert
■ Chemiekonzern weist Vorwürfe des 'Spiegels‘ wegen Kreditbetrug zurück / Hoechst: Vorgänge liegen Jahre zurück
Frankfurt (taz) - Es stehe „außer Zweifel“, daß die von dem Nachrichtenmagazin 'Spiegel‘ gegenüber der Hoechst AG erhobenen Vorwürfe „keinerlei Berechtigung“ hätten. Mit dieser Erklärung blockte der Chemiekonzern alle Fragen nach den Hintergründen der Affäre der Firma mit der Hermes-Export -Kreditversicherung ab, die inzwischen die Frankfurter Staatsanwaltschaft beschäftigt. Die ominösen, vom 'Spiegel‘ veröffentlichten Liefer- und Versicherungsvorgänge lägen ohnehin etwa 11 bis 13 Jahre zurück, meinte Pressereferent Dominik von Winterfeldt. Bereits 1987 habe ein anonymer Erpresser versucht, die Hoechst AG im Zusammenhang mit nicht näher spezifizierten Hermes-Versicherungsvorgängen um 300.000 Mark zu erleichtern. Daraufhin habe Hermes dem Chemiekonzern ausdrücklich eine ordnungsgemäße Schadensabwicklung bestätigt.
Laut 'Spiegel‘ soll Hoechst Exportverträge mit der Türkei und mit Zaire rückdatiert haben, um in den Genuß von Versicherungsgeldern zu kommen. Diese Versicherungsleistungen oder Entschädigungen, die Hermes für geplatzte Geschäfte bundesdeutscher Firmen mit anderen Ländern zahlt, würden darüber hinaus nicht von Hermes direkt, sondern vom Bundesfinanzministerium zuerkannt werden. Und diese Vorgänge würden schließlich regelmäßig vom Bundesrechnungshof überprüft, erklärte der Sprecher der Hoechst AG.
Er bezeichnete es auch als „abwegig“, eine Verbindung zwischen Hermes und der Kostenerstattung der AG für eine Praktikantinnenreise nach Südafrika zu ziehen. Die Tochter eines Hermes-Mitarbeiters habe bei Hoechst als Praktikantin gearbeitet und sei aus diesem Grund zu südafrikanischen Standorten des Konzerns geschickt worden. Ohnehin habe der Vater der Praktikantin bei Hermes nichts mit den Hoechst -Geschäften zu tun gehabt.
Die Hoechst AG bot der Frankfurter Staatsanwaltschaft am Montag öffentlich an, den Vorwurf des Kreditbetrugs aufzuklären. Der Sprecher der Hermes-Versicherung in Hamburg, Rene Andrich, erklärte, sein Unternehmen werde ebenfalls versuchen, „Licht in die Sache zu bringen“.
kpk
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