: Schering unter Druck
■ Pharma- und Chemiekonzern bemüht sich um eine weiße Weste im Berliner Umweltskandal / Wirtschaftssenator fürchtet um das unternehmerische Klima
Berlin (taz) - Der Skandal um den Berliner Chemiekonzern und Pillenhersteller Schering hat sich weiter zugespitzt. Das Unternehmen wies gestern auf einer Pressekonferenz die Vorwürfe der Vertuschung scharf zurück. Der Schering -Vorstand sei „empört und entsetzt“, wie der Schaden von Kreisen der Alternativen Liste hochgespielt wird, sagte Schering-Sprecher Gert Wlasich der taz. Das Unternehmen habe gegenüber dem Senat „alles von A bis Z offengelegt“, weshalb die jetzt lancierte Veröffentlichung des Umweltskandals „besonders perfide“ sei.
Daß eine großflächige Verseuchung des Schering-Geländes mit einem bunten Giftcocktail und zum Teil krebserregenden Stoffen vorliegt, wollte der Konzern indessen nicht bestreiten. Er insistiert allerdings darauf, daß der Senat darüber seit 1986 rechtzeitig und präzise informiert worden sei. Für die Sanierung seien 35 Millionen Mark bereitgestellt worden. Auch die AL-Fraktion habe bereits im Januar 1987 den Schaden besichtigt.
Wolfgang Heinze, der Sprecher von Wirtschaftssenator Peter Mitzscherling, warnte gestern vor einer schädlichen Debatte für das unternehmerische Klima in der Stadt. Die Kritik von Teilen der AL sei „völlig polemisch“ und erinnere an eine „Kriegssprache“. Den Chemiekonzern nahm Heinze in Schutz. Schering habe alles getan, um den Schaden zu begrenzen. Auch die AL-Umweltsenatorin Schreyer blieb gestern in einem taz -Interview vorsichtig und vermied harte Worte gegen Schering. Für die Bevölkerung sieht sie „keine aktuelle Gefährdung“.
Härtere Worte fand der umweltpolitische Sprecher der SPD -Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Wolfgang Behrendt. Er geißelte das „Komplott des Schweigens“ zwischen Schering und dem alten Diepgen-Senat und verlangte daß alle Fakten ans Licht kommen.
-man Tagesthema Seite 3
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen