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Ein Serientoter erzählt

Dietrich Siegl, der Darsteller von Stefan Nossek  ■ I N T E R V I E W

Stefan Nossek „starb“ aus der Serie im Juli letzten Jahres. Er war blind und wurde von einem Auto überfahren, als er Champagner kaufen wollte, um auf die Schwangerschaft seiner Freundin anzustoßen. Jetzt ist Dietrich Siegl in Berlin und nimmt ein Lied zur Erinnerung an Stefan Nossek für die Platte „Wir warten auf die Lindenstraße“ auf.

Herr Siegl, wie fühlt man sich als lebender Toter?

Dietrich Siegl: Ich bin ja kein lebender Toter, ich bin quietschfidel!

Warum sind Sie aus der Serie ausgestiegen?

Zweieinhalb Jahre mit Dackelblick Champagnerflaschen öffnen, das ist genug. Ich wollte sogar schon eher aussteigen und habe mich überreden lassen, doch noch zu bleiben.

Aber warum? Hat es Ihnen nicht gefallen?

Doch, doch, es war sogar wunderbar. Aber ich bin überzeugter Wiener und mußte zweimal in der Woche nach Köln fliegen, das wurde mir irgendwann zuviel.

Wurden Sie öfter auf der Straße als Stefan Nossek angesprochen?

In Österreich weniger, obwohl da die Serie auch läuft, aber in Deutschland ständig, es war die Hölle. Das ist mir ziemlich auf die Nerven gegangen, da haben manche Leute gar nicht begriffen, daß ich nicht der Nossek bin.

Neigt man nicht selbst dazu, sich mit der Rolle zu identifizieren?

Eher umgekehrt, man neigt dazu, die Figur an die eigene Persönlichkeit anzupassen. So war die Rolle des Nossek am Anfang relativ humorlos, aber ich hatte soviel Einfluß auf die Drehbücher, das zu verändern, Gott sei Dank.

Und was sagen die Leute jetzt, wenn sie den totgeglaubten Nossek vor sich sehen?

Das weiß ich nicht, ich war seit einem halben Jahr nicht mehr in Deutschland. Das werde ich morgen beim Stadtbummel ausprobieren.

Wie gefällt Ihnen die Serie ohne Nossek?

Ich habe sie seit meinem „Tod“ nicht mehr gesehen, weil die in Österreich zu einer ungüstigen Zeit läuft, und Aufzeichnungen mag ich nicht.

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