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Gitarre zu vier Händen

■ Paco de Lucia eigenhändig in Bremen

Normale Menschen benötigen zum Spielen einer Gitarre zwei Hände - die linke sorgt für die Melodie, die rechte für den Rhythmus. Mehr Hände haben normale Menschen sowieso nicht. Im Prinzip gilt das auch für Paco de Lucia. Wenn der spanische Weltmeister im Wettlauf auf dem Gitarrenhals am Sonntag abend in der Glocke zwischen seinen schwirrenden Flamenco-Stücken ab und zu eine kurze Pause einlegte, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen, hatte das gut 500köpfige Bremer Publikum Gelegenheit zum Staunen: Was da gerade die Gitarre bearbeitet hatte, waren tatsächlich nur zwei Hände mit je fünf Fingern.

Aber was für Finger. Schon als 12jähriger, 1960, bespielte Paco de Lucia mit Vater und Bruder Pepe seine erste Schallplatte. Zwanzig Jahre später ging er als unbestrittener erster Meister aus der Trio-Welttournee mit John McLaughlin und Al Di Meola hervor. Am Sonntag bewies er dem Bremer Publikum, daß er in der Lage ist, die Stücke des Trios mit zehn Fingern einer einzigen Gitarre zu entringen.

Doch die alten Stücke dienten Paco de Lucia nur als Vergleich, um seine heute unvergleichliche Fingerfertigkeit auf dem Gitarrenhals zu belegen. Das glaubt ihm ja sonst niemand. Beider Hände Finger drücken, zupfen, klopfen und schwirren über Saiten und Korpus. Nach gut zwei Stunden Hetzjagd über den Gitarrenbauch verabschiedete sich der Künstler mit einem bescheidenen Lächeln.

Doch wo bleibt über soviel instrumentaler Brillanz der Flamenco? Jose Maria Bandera und Juan Manuel Canizares, zwei Andalusier mit musikalischer Glut im Blut halfen Paco de Lucia dabei, über der Perfektion seiner vier Hände die Musik nicht zu vergessen.

Ase

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