piwik no script img

Tempo 30 nun zum Frühjahr

■ Nach Bundesratskompromiß möchte Verkehrsverwaltung schon im Februar oder März flächendeckend Tempo 30 einführen / Liste mit 500 einzelnen Zonen

Möglichst im Februar oder März will Verkehrssenator Wagner (SPD) mit der flächendeckenden Einführung von Tempo 30 beginnen. Grundlage ist die kürzlich getroffene Entscheidung des Bundesrats, in Innenstädten auch großflächig Tempo-30 -Zonen zu erlauben. Das neue Tempolimit könnte auf mehr als zwei Dritteln des knapp 3.000 Kilometer messenden Berliner Straßennetzes eingeführt werden. Da 50 Stundenkilometer Regelgeschwindigkeit bleibe, müßten allerdings die Tempo-30 -Zonen mit vielen Schildern ausgewiesen werden. Die Umrüstungskosten sind bisher auf insgesamt fünf bis sechs Millionen Mark veranschlagt, so der zuständige Referatsleiter in der Verwaltung Arild Peltz. Seinen Worten zufolge wurden in der Verkehrsbehörde schon rund 500 Wohnbereiche in der Größe von 20 bis 100 Hektar aufgelistet, für die auf jeden Fall Tempo 30 gelten soll. Darunter wären auch Wohngebiete mit sehr breiten Straßen, die gegebenenfalls durch bauliche Schikanen „nachgebessert“ werden müßten.

Nach den Plänen werden nur noch die in etwa 840 Kilometer Länge verbleibenden Hauptverkehrsstraßen und übrigen Vorfahrtsstraßen weiter mit Tempo 50 befahrbar sein. Wo welche Geschwindigkeit zu gelten hat, will die Verkehrsverwaltung laut Peltz nicht „per Ordre de mufti“ festlegen, sondern im einzelnen mit den Bezirken, der Polizei und der BVG abstimmen. Eingedenk der Proteste gegen das quasi über Nacht angeordnete Tempo-100-Limit auf der Avus soll die flächendeckende Verkehrsberuhigung auch schon im Vorfeld besser „verkauft“ werden. „Wir werden da wieder Öffentlichkeitsarbeit betreiben“, lautet das Versprechen aus dem Hause Senator Wagners. Wie es hieß, beschränken sich die auf eine bessere Bürgerinformation gerichteten Überlegungen einstweilen im wesentlichen auf die Herausgabe einer Broschüre.

Angesichts der allgemeinen Stimmung für Tempo 30 halten Wagners Verkehrsplaner im übrigen ein breites Palaver wie beim Punkte Busspuren für überflüssig. Referatsleier Peltz: „Vielleicht werden nochmal Verbände angehört, aber nicht mehr die Betroffenen in den einzelnen Bereichen. Die können sich hinterher melden.“ Weil zum Beispiel der ruhende Verkehr nicht eingeschränkt werde, könne sich Peltz überdies nicht vorstellen, „daß der Aufstand in den Bezirken so groß sein wird“.

thok

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen