: Karstadt „zu“ - Roland-Center „auf“
■ Morgen, Donnerstag, wird der erste Dienstleistungsabend geprobt
Morgen, Donnerstag, ist „Dienstleistungsabend“. Dann dürfen Einzelhandelsläden erstmals statt bis 18.30 Uhr bis 20.30 Uhr ihre Türen offen halten. Die Bremer GewerkschafterInnen von der HBV (Handel, Banken, Versicherungen) konnten aber gestern eine stolze Liste von großen Kaufhäusern und Supermärkten präsentieren, in denen BetriebsrätInnen dafür sorgen, daß die Türen morgen, am ersten Dienstleistungsabend, spätestens um 18.30 Uhr wie gewohnt dicht sein werden. Auf der stolzen Liste stehen Karstadt und Horten, Saturn und Brinkmann, Kafu und Wertkauf, Leffers und Quelle... Der Bremer HBV-Vorsitzende Hansjürgen Kröger auf der Pressekonferenz: „Bisher sieht's in Bremen so aus, daß die Dämme halten.“
Die HBVlerInnen stellen sich dennoch auf eine harte Auseinandersetzung ein, steht den Einzelhändlern doch das umsatzträchtige Weihnachtsgeschäft ins
Haus. Zudem sind die HBV-BetriebsratskollegInnen in den meisten anderen Städten bereits „umgefallen“. Geöffnet haben werden am Donnerstag in Bremen die „Werbegemeinschaften“ im Huchtinger Roland-Center und in der Vahr („Berliner Freiheit“). Geöffnet sein werden außer etlichen kleinen und mittleren Läden (Andree, Böger, Bauermann, Peek & Cloppenburg) auch sechs Damenmodengeschäfte „H.W. Meyer“. Letzteres ist den GewerkschafterInnen ein besonderer Dorn im Auge: Denn der Einzelhändler H.W. Meyer saß mit in der Tarifkommission, die sich darauf geeinigt hatte, das „Spätöffnen“ nur unter der Bedingung zuzulassen, daß der Betrieb „wesentliche Nachteile“ zu befürchten hätte. Karstadt-Betriebsrätin Else Esselborn: „Ein Unding. Jetzt halten sich die Arbeitgeber nicht an ihre Abmachungen. Am 1. Donnerstag kann man von 'wesentlichen Nachteilen‘ nicht reden. Das kann man am 2. Don
nerstag, wenn man weiß, wieviel Umsatz die geöffneten Läden mehr hatten.“
Auf der Arbeitgeberseite, beim „Einzelhandelsverband Nordsee“, sieht man dem ursprünglich ungeliebten „Dienstleistungsanbend“ ebenfalls mit Spannung entgegen. Mit besonderem Interesse beäugen die EinzelhändlerInnen Oldenburg. Verbands-Hauptgeschäftsführer Hermann Kraus: „Da wird der Dienstleistungsabend mit großem Aufwand zelebriert. Die Bremer Unternehmer werden die Mark nicht ins Umland ablaufen lassen.“ Die Bremer Straßenbahn AG stellt sich nicht auf einen Riesen-Konsum-Rausch am Donnerstag ein, sie ändert die abendlichen Taktzeiten ihrer Busse und Bahnen nicht, hängt aber Beiwagen an.
Die Bremer DGB-GewerkschafterInnen haben die hiesigen VerbraucherInnen aufgefordert, den „Dienstleistungsabend“ zu boykottieren.
B.D.
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