: Airbus: Pilotprojekt für Europa-Aktiengesellschaft?
■ Vier nationale Unternehmen als 100prozentige Töchter / Aber offiziell noch kein Thema
Hamburg (dpa/taz) - Die europäische Airbus Industrie könnte die erste AG nach europäischem Recht werden. Dieses Zukunftsmodell entwickelte der Aufsichtsratsvorsitzende der Airbus Industrie Hans Friderichs in einem Festvortrag auf der Eröffnungsfeier des Deutschen Luft- und Raumfahrt -Kongresses in Hamburg, der bis zum Mittwoch dauert. Die vier nationalen Produktionsgesellschaften könnten als 100prozentige Töchter der europäischen AG existieren, meinte Friderichs. Dieses Modell erlaube es auch besser als bisher, Gewinne und Verluste nachzurechnen. Gleichzeitig wandte sich Friderichs auf dieser Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR) nachdrücklich gegen weitere öffentliche Diskussionen über die Einrichtung einer Airbus-Endmontage in der Bundesrepublik.
Der Aufsichtsrat der Airbus Industrie habe sich noch nicht offiziell mit dem Problem beschäftigt. Derzeit liegt der Airbus Industrie lediglich eine Arbeitsunterlage des deutschen Partners Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) vor, in der wirtschaftlichere Produktionsabläufe definiert werden. Hintergrund ist die Tatsache, daß sich Verkauf und Produktion der Airbus Industrie in den letzten Jahren verdoppelt haben und deutscherseits eine Endmontage neben der bestehenden in Toulouse gewünscht wird. Bislang handelt es sich bei dem Gesamtunternehmen um eine „wirtschaftliche Interessengemeinschaft“ nach französischem Recht, an der Unternehmen aus der Bundesrepublik (MBB über Deutsche Airbus), Frankreich, Großbritannien und Spanien beteiligt sind. Sie alle haften gesamtschuldnerisch für alle Verpflichtungen der Gesellschaft. Es hat in letzter Zeit anwachsende Diskussionen über die Rechtsform und vor allem Mitbestimmungsregelungen bei der „Europa-AG“ gegeben.
Airbus will seinen Anteil am Weltmarkt für Verkehrsflugzeuge in den kommenden 15 Jahren erheblich vergrößern. „Unser Ziel ist ein Anteil von 30 bis 33 Prozent am Weltmarkt in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts“, sagte Heribert Flosdorff, der deutsche Generaldirektor der Airbus Industrie, auf derselben Tagung. Derzeit beträgt der Anteil der Airbus Industrie an den gegenwärtig im Einsatz befindlichen Verkehrsflugzeugen gut 500 Stück oder acht Prozent; berechnet nach dem Auftragsvolumen, sind es bereits 20 Prozent.
Der führende US-Hersteller Boeing hat seit etwa sieben Jahren rund 60 Prozent Weltmarktanteil und will in dieser Größenordnung, wie Boeing-Manager Larry Clarkson in Hamburg bestätigte, auch in den kommenden Jahren bleiben.
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