: Die Hitliste der besten Stinker
■ Verkehrsclub VCD testet Autos auf ihre Umweltverträglichkeit / „Subaru Justy“ vorn
Berlin (taz) - Der ökologisch orientierte Verkehrsclub VCD hat erstmals Autos nach Umwelt-Kriterien getestet und eine Hitliste veröffentlicht. Das Rennen machte ein Japaner, der „Subaru Justy 4 WD“. Porsche landete abgeschlagen auf dem letzten Platz.
So ganz geheuer war dem VCD die Idee seiner Auto-Checkliste wohl nicht. Die 15seitige Veröffentlichung beginnt jedenfalls mit einer Entschuldigung und Rechtfertigung: „Nein, wir empfehlen Ihnen kein Auto zum Kauf. Auch das sauberste Modell unserer Auto-Umweltliste kann uns nicht erfreuen. Weil jedes Auto Platz verbraucht, Straßen benötigt, durch Lärm Menschen schädigt, Rohstoffe und Energie verschwendet (...) Trotzdem bieten wir ihnen jetzt mit der Auto-Umweltliste eine Hilfe an in Sachen Autokauf. Das ist genauso widersprüchlich wie unser tägliches Leben.“
Weil es ein Öko-Auto nach Ansicht des Bonner Verkehrsclubs weder gibt noch geben kann, wollte man unter allen schlechten Auto-Lösungen die beste heraussuchen. Sie soll mithelfen, daß „umweltbewußte Menschen, die eben noch nicht ganz aufs Auto verzichten können oder wollen, mit ihrem Autokauf möglichst wenig Schaden anrichten“.
Nach dieser sehr defensiven Einleitung folgen mehrere Informationsseiten rund ums Heiligs Blechle mit teilweise verblüffenden Zahlen: „Ein Auto mit 4.000 Umdrehungen ist so laut wie 32 Autos mit 2.000 Umdrehungen.“ Schon gewußt?
Dann geht's zur Sache. Die Kriterien für die Autoliste werden vorgestellt. Grundsätzlich wurden nur Pkws mit geregeltem Dreiwege-Kat aufgenommen. Aber: wer das Kat-Öko -Mäntelchen angezogen hat, kommt noch lange nicht auf den grünen Zweig. Geringer Sprit-Verbrauch, geräuscharme Fahrt (bei 50 km/h gemessen), niedrige Abgaswerte sind die wichtigsten Kriterien. Extra Pluspunkte werden unter anderem für asbestfreie Brems- und Kupplungsbeläge, für lösemittelfreie Lacke und für langlebige feuerverzinkte Karosserien vergeben.
Strenge Abwertungen mit gestaffelten Minuspunkten gibt es zur Freude von Porsche, BMW und Mercedes für Autos mit mehr als 100, 150 und 200 PS unter der Haube, für hohen Benzinverbrauch und Autos, die schneller als 180, 200 und 220 km/h fahren. Begründung: „Wer Autos baut, die 250 fahren und 16 Liter verbrauchen, der nimmt zumindest billigend in Kauf, daß auch so gefahren wird. Punkte kann es dafür nicht geben“ - allenfalls Minuspunkte, könnte man hinzufügen.
Die starke Abwertungen der leistungsstarken Autos hat vor allem den BMWs das Genick gebrochen, die ansonsten mit leisem Motor, günstigen Abgas-Werten, teilverzinkter Karrosserie, asbestfreien Belägen, Verdunstungsschutz im Tank und mit weitgehend lösemittelfreien Lacken gute Noten holten. Nur: „So ein Auto wird auch schnell gefahren, und dann stimmen weder Abgaswerte noch Benzinverbrauch noch Lärmentwicklung.“
Die Münchner Autobauer, einziger bundesdeutscher Hersteller, der sich gegenüber dem VCD kooperativ zeigte und Daten und Informationen herausrückte, finden das höchst ungerecht. BMW nimmt für sich „den Bonus für alle umweltrelevanten Themen“ im Autobau in Anspruch und beharrt darauf, daß der VCD all diejenigen bestrafe, die „komfortabel und sicher“ fahren wollen, so Pressesprecher Thomas Klusmeyer. Der Autofahrer entscheide, wie schnell er fahre und nicht die PS-Reserve, die lediglich ein unverzichtbares Stück aktiver Sicherheit bedeute.
PS-Reserven hin, aktive Sicherheit her, alle BMWs ziert in der Endabrechnung des VCD ein dicker roter Balken, und damit sind sie bis auf das kleinste Modell „aus Umweltsicht bedenklich“. Der große BMW 525i ist erringt sogar das drittschlechteste Ergebnis im gesamten Testfeld. Nur der fette Mazda 929 und der Porsche Carrera 4 können da noch mithalten.
Angesichts der strammen Abwertungen für jegliche Turbo -Mentalität haben die Klein- und Mittelklassewagen die Stoßstange vorn. Mit 190 Punkten fuhr ein beinahe Unbekannter an die Spitze der „Subaru Justy 4 WD“. Im Hersteller-Hause ist man hoch erfreut, gesteht aber ganz offen, daß man bislang „selbst nicht gewußt hat, wie gut wir eigentlich sind“, so Pressesprecher Thomas Keck. Der VCD -Test jedenfalls sei ein Super-Werbemittel. Ansonsten hat Subaru mit Umwelt-Autos nicht viel am Hut. Neben dem kleinen Justy versorgt man auch die höheren Klassen auf der nach oben offenen Pferdestärken-Skala. Niedrig-PS-Autos - nein danke: „Wir müssen alle Klassen und alle Wünsche bedienen“, sagte Herr Keck.
Die besten im Testfeld neben dem Subaru: der lütte „LanciaY10i.E.“, die Fiat „Panda“ und „Uno 45“ (ab Oktober werden beim Uno die benzoldünstenden Benzinleitungen ausgetauscht) sowie der „Nissan Micra LX“.
Die Autoliste hat beim VCD reißenden Absatz gefunden, die 30.000 gedruckten Exemplare werden vermutlich kaum ausreichen. Prozesse, Gegendarstellungen und Mordanschläge sind bisher ausgeblieben, und so freut man sich beim VCD über das Schnäppchen.
Manfred Kriener
Die Hitliste kann für 4,80 DM (in Briefmarken) beim VCD Kalkuhlstr. 24 in 5300 Bonn 3 bestellt werden.
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