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Washingtons kalte Krieger hofieren Savimbi

Unita-Chef Savimbi bei Bush / Waffenstillstand in Angola gescheitert / Vorstoß des Vermittlers Mobutu, den Unita Nachschub zu sperren, ging den USA zu weit / USA buttern immer noch 50 Millionen Dollar jährlich in die antikommunistischen „Freedom Fighters“  ■  Aus Washington Rolf Paasch

„Ein Salut für Jonas Savimbi“, so liest sich die fettgedruckte Einladung in der 'Washington Times‘ zum Rendezvous mit dem angolanischen rechten Rebellenführer. Die Liste der Sponsoren für den Auftritt des Unita-Chefs im „Grand Hyatt„-Hotel der US-Kapitale - mit Live-Musik und etwas zum Knabbern - gleicht einem „Who is Who“ der kalten Krieger Amerikas. 20 Dollar Eintritt für die Besichtigung des unverdrossenen „Freedom Fighters“, der den langjährigen blutigen Kampf gegen die marxistische Regierung in Luanda noch längst nicht aufgibt, nur weil im Sommer ein Waffenstillstand vereinbart worden war.

Und um genau diese, am 22. Juni in Gbadolite vereinbarte Waffenruhe zwischen der MPLA-Regierung unter Präsident Dos Santos und Unita-Chef Jonas Savimbi, die längst keine mehr ist, geht es in diesen Tagen in der US-Hauptstadt.

Nach dem im Dezember vereinbarten Rückzug der Kubaner aus Angola und der Südafrikaner aus dem benachbarten Namibia möchte die Bush-Administration den nun ins Stocken geratenen Friedensprozeß wieder in Gang bringen.

Dem entgegen steht eben Jonas Savimbi mit seiner von den USA jährlich mit 50 Millionen Dollar aufgepeppten Rebellenschar und jene Mitglieder von US-Repräsentantenhaus und Senat, die immer noch nicht verwinden können, daß am Ende des Konflikts im südlichen Afrika in Luanda die Marxisten am Ruder bleiben sollen.

Savimbi war es, der am 18. September aus dem von beiden Supermächten organisierten Friedensprozeß ausgestiegen war. Er hatte sich geweigert, an einer von acht afrikanischen Führern besuchten Konferenz über die weitere nationale Aussöhnung in Angola teilzunehmen, zu der der als Vermittler auftretende Präsident Zaires, Mobutu Sese Seko, auf seine Yacht geladen hatte. Grund für die Absage des Rebellenführers: Die Interpretationen des von Mobutu am 22. Juni in Gbdalolite vermittelten Kompromisses über einen Waffenstillstand zwischen MPLA und Unita gingen bereits völlig auseinander.

Seinem vorübergehenden Exil, der Anerkennung der angolanischen Verfassung und der Integration seiner Rebellen in die angolanische Armee, so Savimbi an die Adresse Mobutus, habe er jedenfalls nie zugestimmt. Die Beziehung zwischen dem Vermittler Mobutu und Savimbi verschlechterten sich daraufhin so sehr, daß US-Präsident George Bush den Präsidenten Zaires am Mittwoch ins Weiße Haus zitierte. Dies wohl auch deswegen, weil auf einer Anhörung des außenpolitischen Senatsausschusses am Montag publik geworden war, daß Mobutu eigenmächtig die halb-klandestinen Waffenlieferungen der USA an die Unita durch Zaire hatte stoppen lassen, um Savimbi unter Druck zu setzen.

Warum Mobutu, nicht aber die Vereinigten Staaten auf die glorreiche Idee gekommen waren, auf diese Weise Druck auf den Unita-Chef auszuüben, wurde spätestens dann klar, als sich der rechte Senator Jesse Helms im Senatsausschuß ganz furchtbar über die Unterbrechung der Nachschublinien für die „Freiheitskämpfer“ aufregte. Unfähig, zu einer eigenen klaren Linie zu finden, steht die Bush-Administration auch in Sachen Angola noch unter dem Einfluß der Ewiggestrigen vom Schlage Helms.

Dabei wäre es für Bush, so formuliert der Chef einer afrikanischen Lobbygruppe in Washington, Randall Robinson, „ein leichtes, Savimbi an den Verhandlungstisch zu zwingen“. Statt dessen wurde Savimbi auch gestern wieder mit freundlichen, wenn auch etwas verlegenen Worten im Weißen Haus empfangen. Ob Noriega in Panama oder Savimbi in Angola, die Bush-Administration scheint die heute lästig gewordenen CIA-Kreaturen der Reagan-Ära einfach nicht loszuwerden.

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