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Zehn Tote beim Putsch in Panama

■ Noriega bestreitet Gerüchte über seine Geiselhaft / Unter den Toten sind die beiden Putschführer / Chef des militärischen Geheimdienstes und zwei weitere hohe Offiziere verhaftet

Panama (afp/dpa) - Bei der gescheiterten Militärrebellion in Panama sind zehn Menschen umgekommen, darunter die beiden Putschführer Major Moises Giroldi und Edgardo Sandoval. 26 Soldaten und Zivilisten wurden verletzt. Wie die Armee am Mittwoch weiter mitteilte, sind 37 Teilnehmer der Revolte gegen Oberbefehlshaber Manuel Antonio Noriega in Haft. Die prominentesten unter den verhafteten Rebellen sind der Chef des panamaischen Militärgeheimdienstes, Oberst Guillermo Wong, und die Mitglieder des Generalstabes, Oberst Julio Ow Young und Oberst Armando Palacios Gondola. Alle drei Offiziere galten bisher als enge Vertraute Noriegas. Fünf Putschisten konnten sich nach Angaben der Armee zu den US -Truppen in der Kanalzone flüchten.

In einem Interview mit dem spanischen Fernsehen gab Noriega am Mittwoch abend seine Darstellung der Rebellion und bestritt Gerüchte über seine Geiselnahme. Er habe sich in seinem Büro in dem von den Aufständischen gestürmten Armeehauptquartier verschanzt und dreieinhalb Stunden lang Widerstand geleistet, bis sich loyale Soldaten zu ihm durchgekämpft hätten.

Nach Darstellung von Marinechef Arnulfo Castrejon waren Noriega und mehrere hohe Generalstabsoffiziere hingegen vier Stunden lang in dem umkämpften Hauptquartier als Gefangene in der Hand der Meuterer. Diese hätten ihn erst auf ein Ultimatum der loyalen Elitetruppen hin freigegeben.

In Washington räumte der Sprecher des Weißen Hauses, Marlin Fitzwater, ein, die Regierung sei bereits am vergangenen Wochenende von der bevorstehenden Erhebung unterrichtet gewesen. Sie habe den Putschisten, die mit der Frage an sie herangetreten seien, wie sie sich im Falle einer Rebellion verhalten werde, zu verstehen gegeben, daß sie sich auf den Schutz „amerikanischer Interessen“ in Panama beschränken werde. „Wir sind nicht gebeten worden, etwas gegen Noriega zu tun“, so Fitzwater.

Vorwürfe aus dem Kongreß, die Regierung habe eine „goldene Gelegenheit“ zum Sturz des Generals verpaßt, wies Verteidigungsminister Richard Cheney zurück. Möglicherweise habe es sich um einen Versuch Noriegas gehandelt, „uns in etwas hineinzuziehen“, um es dann gegen die USA zu verwenden. Die Putschisten hätten zunächst nur auf Noriegas Rücktritt abgezielt. „Sie waren nicht bereit, ihn an die USA auszuliefern“, sagte Cheney. Erst als sich das Scheitern des Putsches abzeichnete, hätten die Putschisten die USA gebeten, Noriega in sicheren Gewahrsam zu nehmen.

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