: Kraftwerke zu verschenken
■ Betr."Opposition will neues Weserkraftwerk" taz vom 2O.9.89
Bremer Kaufleute stifteten ihrer Stadt Parks und Parkbänke, Teichmannbrunnen und Bismarckdenkmal, der Kaffeeimporteur Roselius gar die gesammte Böttcherstraße. Sie taten dies zu ihrem Ruhm und zum - oft nur vermeintlichen - Wohl ihrer Mitbürger. Das Kaufmannskapital hat heutzutage an Bedeutung verloren, an ihre Stelle trat die Industrie, allen voran Mercedes Benz und Klöckner. Was hindert sie, die alte bremische Tradition in moderner Form fortzusetzen? Sie sollten den Bremern ein Kraftwerk schenken, das umweltfreundlich Strom aus Wasserkraft erzeugt - schadstoff -frei. Und wenn's kein ganzes ist, dann vielleicht eine Turbine, einen Generator, oder auch zwei. Denn die Stadtwerke beklagen landauf, landab eine Finanzierungslücke von 1O Mill. DM beim neuen Wasserkraftwerk. Wir nehmen einmal an, sie hätten richtig gerechnet, wenngleich da Zweifel angebracht sind. Klöckner stiftet eine Turbine - das wäre ein kleines Stück Wiedergutmachung für die gewaltigen Umweltschäden, die das Werk direkt und indirekt anrichtet. Die Roheisengewinnung mit Hilfe von Koks ist geradezu auf die Produktion von Kohlendioxid angelegt - und Kohlendioxid ist der Hauptverursacher des Treibhauseffekts. Der im Koks gebundene Kohlenstoff entreißt im Hochofenprozeß dem Eisenerz Sauerstoff, Kohlendioxid wird gebildet und an die Atmosphäre abgegeben. Auch indirekt trägt Klöckner beträchtlich zum Treibhauseffekt bei. Denn die Hütte ist der größte Stromverbraucher Bremens, ein Drittel des bremischen Stroms, mehr als 1OOO Mill. Kilowattstunden, werden für die Produktion von Stahlblech verbraucht. Der Strom wird erzeugt im Kohlekraftwerk Hafen, Block 5 und 6. Und auch dabei entsteht Kohlendioxid. Es ist allgemein bekannt, daß Klöckner für die Kilowattstunde nur einen Bruchteil dessen zahlt, was ein Arbeitnehmerhaushalt zu berappen hat. Würde Klöckner nur einen Pfennig je Kilowattstunde zusätzlich überweisen - die Stadtwerke hätten 1O Mill. DM mehr im Beutel, und das Gejammer über die Finanzierungslücke fände ein Ende - oder? Leisten kann Klöckner sich das allemal, denn der Betrieb verdient gut angesichts des weltweiten Stahlbooms. Das Geld ist da, nur der Scheck muß noch ausgestellt werden.
Mit freundl. Gruß Walter Ruffler
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen